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4-0 für Weiß

Das Match GM Loek van Wely - Rebel Century 4.0

von Eric van Reem, April 2002, erschienen in Computerschach&Spiele

mehr Schachtexte von Eric van Reem

 

   Die Stiftung "Chess Events Maastricht" organisierte auch 2002 ein Match Mensch -Maschine. Nachdem letztes Jahr "Drachentöter" GM John van der Wiel überraschend gegen Rebel Century 3.0, das Programm des Niederländers Ed Schröder, verlor, war dieses Jahr der zweifache Niederländische Meister GM Loek van Wely bereit vier Matchpartien gegen eine weiterentwickelte Rebel Version zu spielen. CSS-Mitarbeiter Eric van Reem war vor Ort und berichtet über das Schlachtfest in Maastricht.

 

Maastricht, das gönnt man sich …

 

   Fremdländisch, mondän, mit einem gewissen französischen Flair … In solchen Worten charakterisieren Gäste häufig die typische Atmosphäre von Maastricht. Der Jahrhunderte dauernde Einfluss aus dem Süden sowie der traditionelle Kulturaustausch in diesem Land ohne Grenzen haben Maastricht zu einer internationalen Metropole heranwachsen lassen. Der Vertrag von Maastricht, mit dem im Jahr 1991 die Einführung des Euro beschlossen wurde, hat einen bedeutenden Beitrag zum internationalen Renommee der Stadt geleistet. Maastricht ist Sitz zahlreicher europäischer Institutionen, die Provinzmetropole an der Maas ist darüber hinaus Studentenstadt und beherbergt Universität, Hochschule, Kunst- und Theater- Hochschulen, Konservatorium und Musikschule.

  Maastricht

Ridder Bier: Die Hausmarke aus Maastricht

Die guten Dinge des Lebens

 

   Die südländische Lebenskunst der Maastrichter wirkt ansteckend, die Stadt hat eine geradezu prickelnde Atmosphäre. Zahllos sind die kleinen Terrassencafés, Kneipen und Restaurants. Die Teilnehmer der Micro - WM vom letzten Jahr können sich noch bestens daran erinnern. Auch dieses Jahr werden die Programmierer im Juli die Gelegenheit haben die guten Dinge des Lebens in Maastricht zu genießen. Vom 5. bis 11. Juli wird nämlich die 10. Computerschach Weltmeisterschaft in der sonnigsten Stadt der Niederlande ausgetragen. "Die Maastrichter gehen gerne essen und trinken, aber Schach spielen ist nicht so beliebt wie in anderen Teilen der Niederlande", erzählte Daan Brorens, einer der Gründer der Stiftung "Chess Events Maastricht". Diese Stiftung, am 14. März 2000 gegründet von Daan Brorens, Maarten van Gils und Jan van Reek, einem bekannten Studienkomponisten und Buchautoren, hat sich ein klares Ziel gesetzt: die Stiftung möchte Schachveranstaltungen von hohem Niveau mit internationaler Ausstrahlung organisieren. Das letzte interessante Schachturnier wurde 1946 gespielt, das MSV-Turnier (Euwe gewann). Wer sich in großen Datenbanken auf die Suche nach Meisterpartien macht, die nach 1946 in Maastricht gespielt wurden, wird leer ausgehen.

 

Januar 2001: John van der Wiel - Rebel Century 3.0

 

   Im Januar 2001 spielte van der Wiel 6 Matchpartien gegen Rebel Century 3.0.. Rebel Autor Ed Schröder spielte bereits einige Matches gegen Spitzenspieler, 1997 gewann Rebel gegen Artur Yusupov 10,5-6,5, ein Jahr später kam sogar Ex-FIDE Weltmeister Vishy Anand mit 5-3 unter die Räder. Dabei muss man allerdings anmerken, dass lediglich zwei der Partien gegen Anand unter Turnierbedingungen gespielt wurden.

   Für Schröder barg es im letzten Jahr ein gewisses Risiko, ausgerechnet gegen den besten "Anti-Computerspieler" der Welt anzutreten. Es ging erwartungsgemäß los: van der Wiel setzte Rebel in den ersten Partien mächtig unter Druck und führte nach drei Partien 2-1, wobei auch ein 3-0 für van der Wiel möglich gewesen wäre. Aber die zweite Hälfte des Matches zeigte ein ganz anderes Bild: van der Wiel verlor die vierte Partie, seine erste Niederlage gegen einen Computer, und vor lauter Schreck verlor er sogar auch die Fünfte. Die sechste Partie endete Remis und somit gewann Rebel das Match sensationell 3,5-2,5.

 

Februar 2002: Loek van Wely - Rebel Century 4.0

 

   Die Organisation der Stiftung Chess Events Maastricht war sehr zufrieden mit der Ressonanz im Jahr 2001, und fand für das Match im Februar 2002 einen weiteren Spitzenspieler um gegen Rebel Century 4.0 anzutreten. Der zweifache Niederländische Meister Loek van Wely spielte vier Matchpartien gegen die neueste Version des Rebel Century Programms. Van Wely hat nicht so viel Erfahrung in der Bekämpfung von Computerprogrammen, aber auch er besiegte in der bereits oben genannten Niederländischen Meisterschaft von 2000 Fritz SSS:

 










Van Wely,L (2646) - Comp Fritz SSS [A25]
NED-ch Rotterdam (7), 14.05.2000

 

1.c4 e5 2.g3 Sf6 3.Lg2 Sc6 4.Sc3 Lb4 5.a3 Lxc3 6.bxc3 0-0 7.e4 a6 8.a4 d6 9.d3 Lg4 10.f3 Ld7 11.Se2 Dc8 12.h3 b6 13.f4 Le6 14.f5 Ld7 15.g4 Se8 16.Sg3 Dd8 17.g5 Lc8 18.h4 f6 19.Dh5 Sa5 20.Ta3 De7 21.Sf1 Sc6 22.Se3 Dd7 23.g6 h6 24.Sg4 Ta7 25.Tg1 1-0

 

   So gewinnt man also gegen Computer! Ein hervorragendes Beispiel für Anti-Computerschach! Allerdings gewann Fritz im Oktober 2000 in Eindhoven das Revanchematch über vier Schnellschachpartien (25 Minuten) überzeugend 3-1.

 

Loek van Wely

Loek van Wely war mit Weiß sehr erfolgreich: 2-0!

 

   Die holländische Nummer 1 steckte in einer tiefen Formkrise: in Wijk aan Zee, beim 64. Corus Turnier, spielte "KingLoek" im Januar katastrophal. Kurz danach, in Moskau beim Aeroflot Open, kam der Einwohner aus Tilburg nicht über die 50% hinweg. Für einen Spieler, der nicht in Form ist, wo außerdem jeder kleine Fingerfehler und jede Unachtsamkeit beim Spiel gegen den Computer entscheidend sein kann, kam das Match gegen Rebel denkbar ungünstig. Loek van Wely hatte sich nach dem Turnier in Moskau eine Woche lang mit dem Programm beschäftigt. "Ich habe etwa 100 Partien gegen Rebel gespielt und einiges ausprobiert. Das war auch mehr als genug, es ist absolut unnötig einen Monat vor dem Match die Engine zu bekommen." Van Wely verwies damit selbstverständlich auf das Match Fritz-Kramnik. Die absurden Bedingungen, die sich Kramnik für das kommende Match gegen Fritz ausgehandelt hat, wollten van Wely und Schröder nur mit einen müdem Kopfschütteln kommentieren.

 

Computer schauen zu

 

Loek van Wely

Aber auch Rebel gewann zwei Partien mit Weiß!

 

   "Wenn Computer spielen, schauen viele Computer zu". Diese Bemerkung von Artur Jussupow während der Chess Classic 2001 in Mainz, als die Anzahl der Besucher im Internet bei dem Match zwischen Pocket Fritz und Leko sowie Adams die Besucherzahlen bei dem "Duell der Weltmeister" um Längen schlug, traf auch für das Match Rebel - van Wely zu. Schach ist der Internetsport schlechthin geworden. Im "Centre Ceramique", einer Multi-Media Bibliothek, konnte man nur selten einige interessierte Besucher treffen, im Internet war das ganz anders. Auf der hervorragenden Homepage www.chessevents.nl wurden die Partien Live übertragen, die Kommentare von Jan van Reek wurden von den Besuchern sehr geschätzt. In der Woche vom 19. - 22. Februar besuchten etwa 10.000 Schachfreunde aus der ganzen Welt die Site. Die meisten Besucher kamen aus Holland und Deutschland. Im Internet Chess Club verfolgten täglich etwa 300 Interessierte die Züge aus Maastricht. Und die vielen Besucher sahen ein wahres Schlachtfest. Bereits in der ersten und gleichzeitig längsten Partie des Matches ging es richtig los. In Maastricht spielte Rebel auf schneller Hardware: Co-Sponsor Paradigit Computers stellte einen Athlon XP1900+CPU (1600Mhz) mit 512 MB RAM zur Verfügung.

 










RebelCentury(C) - van Wely(GM) [C10]
Maastricht, 19.02.2002

 

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 a6 van Wely versucht schnell das Buch zu verlassen und die Position geschlossen zu gestalten. 4.Ld3 Sf6 5.Sf3 Le7 6.0-0 c6 7.Te1 b5 8.Se5 Lb7 9.Df3 0-0?! 10.exd5 cxd5 11.Dh3 Sc6 12.Lg5 g6 13.Lh6 Sxd4 Schwarz muss bereits die Qualität geben, 13...Te8? 14.Sxf7 Kxf7 15.Dxe6 Matt! 14.Lxf8 Lxf8 15.a4?! Genauer ist 15.Tad1 15...b4 16.Se2 Sxe2+ 17.Txe2 Se4! Van Wely versucht im Zentrum aktiv zu werden 18.Td1 Dc7 19.Lxe4 dxe4 20.Sg4 Lg7 21.Ted2 Ld5 22.Se3 Lc6 23.Dh4 Lxb2 24.Td8+ Txd8 25.Txd8+ Kg7 26.Sg4 Df4 27.Tg8+!! Kxg8 28.Sh6+ Dxh6 29.Dxh6 Lxa4 30.Df4 Lxc2 31.Db8+ Kg7 32.Dxb4 An dieser Stelle kam ein Remisangebot von Ed Schröder. Da es unmöglich ist diese Stellung noch zu verlieren, wollte van Wely aber weiterspielen. Er war einfach neugierig auf die Spielweise des Computers! Rebel Century bewertete die Stellung in den nächsten 60 Zügen zwischen + 0,50 und +1.00 32...Lf6 33.Dd6 Ld3 34.f3 h5 35.Kf2 a5 36.Dd7 a4 37.Dxa4 exf3 38.gxf3 g5 39.Db4 Lf5 40.Kg2 g4 41.f4 h4 42.Kf2 h3 43.Ke2 Kg6 44.Df8 Lg7 45.Dd8 Lf6 46.Dg8+ Lg7 47.Ke3 Kf6 48.Dd8+ Kg6 49.Kf2 Lf6 50.Dg8+ Lg7 51.Kg3 Kf6 52.Kh4 Kg6 53.Dc8 e5 54.Dc6+ Lf6+ 55.Kg3 exf4+ 56.Kxf4 Le6 57.De4+ Kh6 58.Dd3 Lg5+ 59.Ke5 Kg7 60.De4 Ld8 61.Kd6 Lf6 62.Kc7 Kh6 63.Kc6 Kg5 64.Kd6 Lf5 65.Dc6 Le6 66.Dc2 Lf5 67.De2 Kg6 68.Kc5 Lg7 69.Da6+ Le6 70.Dd6 Lb2 71.Kc6 Lg7 72.Kc7 Kf5 73.Dd3+ Kf4 74.Dd2+ Kf3 75.Kd6 Lf8+ 76.Kc6 Le7 77.Dd3+ Kg2 78.Dg3+ Kf1 79.Kb6 Lf8 80.Dc3 Kg2 81.Dd2+ Kg1 82.Df4 Le7 83.Dg3+ Kf1 84.Kc6 Lf8 85.Df4+ Kg2 86.Kb5 Kg1 87.De5 Kg2 88.Dg3+ Kf1 89.Dc7 Lh6 90.Dc3 Ke2 91.Dc2+ Ld2 92.Kc6 Ke1 93.Dd3 Lh6 94.Kc5 Kf2 95.Dg3+ Ke2 96.Kd4 Lg7+ 97.Ke4 Lh6 Viel ist nicht passiert. Aber nach fast sieben Stunden kam dann doch noch der unverhoffte menschliche Fehler: 98.De5 Ld2?? Nach dem ruhigen 98...Lf8 99.Kd4+ Kf1 100.Kd3 Kf2 101.Df6+ Kg2 102.Db2+ Kg1 kann Weiß nicht gewinnen. 99.Kd4+ Kf1 100.Kd3! Weiß gewinnt einen Läufer, und die Partie 100...Lh6 101.Df6+ Kg2 102.Dxh6 Kxh2 103.Dd2+ Kg1 104.Ke3 g3 105.Kf3 White wins 1-0

 

   Das war ein etwas glücklicher Sieg für Rebel Century, aber bereits am nächsten Tag spielte Loek van Wely eine klassische Anti-Computerschachpartie, eine Partie die an seinen Sieg gegen Fritz SSS erinnerte:

 










van Wely(GM) - RebelCentury(C) [A45]
Maastricht, 20.02.2002

 

1.d4 Sf6 2.c3 e6 3.Lg5 h6 4.Lh4 b6 5.Sd2 Lb7 6.e3 Hat Loek das Buch "A Psychiatrist Matches Wits with Fritz", von Ernest F. Pecci auf dem Nachttisch liegen gehabt? Hier baut er wie in der oben genannte Partie gegen Fritz eine so genannte "Barrage Position" auf: Bauern auf c3-d4-e3-f4. Gegen Fritz war es die "Barrage Position" c4-d3-e4-f3. 6...Le7 7.Sgf3 c5 8.Ld3 0-0 9.De2 d5 10.Se5 Sc6 11.f4 Se4 12.Lg3?! "Ein Casinozug", grinste KingLoek nach der Partie. "Ich war mir absolut sicher, dass Rebel hier den Läufer auf g3 nehmen würde". Die interessante Frage ist natürlich: Spielen andere Computerprogramme diesen Zug auch? In Paderborn, beim IPCCC, erzählte Roland Pfister, dass sein Programm "Patzer" nicht auf g3 genommen hätte. 12...Sxg3?! 13.hxg3 Tc8? Aber erst dieser Zug verdirbt die Partie für Rebel. Nach 13...Sxe5 14.dxe5 ist der lästige Springer verschwunden. Die Drohungen gegen den schwarzen König kann Schwarz leicht parieren. Rebel rechnete eine Viertelstunde an 13...Sxe5, aber im letzten Moment wurde 13...Tc8 gespielt. Schröder war "not amused". 14.Sdf3 Ld6 15.g4 f6 16.Sg6 Tf7 17.g5 Wie van Wely nach de Partie berichtete war der Rest nur noch Routine... 17...Tcc7 18.gxh6 gxh6 19.Txh6 Th7 20.Txh7 Txh7 21.0-0-0 c4 22.Lc2 De8 23.g4 Noch schlimmer für Schwarz ist 23.e4! Dxg6 24.e5 23...Th6 24.Sfh4 Th7 25.Dg2 Sd8 26.Th1 b5 27.Sf3 Txh1+ 28.Dxh1 Sf7 29.Dh5 Dd7 30.Sgh4 Sh8 31.g5 f5 32.Se5 Lxe5 33.dxe5 Lc8 34.Sf3 Df7 35.Dh6 Dg6 36.Dxg6+ Sxg6 37.Sd4 Ld7 38.b3 Kg7 39.Ld1 Se7 40.Kb2 Kg6 41.Le2 Sc8 42.a4 a6 43.axb5 axb5 44.Ka3 Se7 45.Kb4 Sc6+ 46.Sxc6 Lxc6 47.Kc5 Le8 48.b4 White wins 1-0

 

   Ein leichter Sieg für van Wely, die Partie war nach knapp drei Stunden vorbei. Ed Schröder, die Organisatoren und ihr Reporter hatten an diesem Tag deshalb viel Zeit die Maastrichter Kneipen ausgiebig zu testen ...

 

Ed Schröder mit Loek van Wely

Ed Schröder analysiert einige Varianten

 

   Selbstverständlich war Ed Schröder nach der zweiten Partie nicht besonders glücklich und befürchtete ein erneutes Debakel in der dritten Partie. Aber schon bald stellte sich heraus, dass Rebel einfach eine phantastische Partie spielte, "die beste Partie eines Computers gegen einen Menschen", jubelte Kommentator Jan van Reek.

 










RebelCentury(C) - van Wely(GM) [C04]
Maastricht, 21.02.2002

 

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sd2 Sc6 4.Sgf3 Sf6 5.e5 Sd7 6.Sb3 Le7 7.Lb5 Scb8 8.0-0 b6 9.De2 a5 10.Le3 La6 11.a4 c6 12.Lxa6 Sxa6 13.Tfc1! Ein hervorragender Zug! Weiß sucht die Initiative auf dem Damenflügel.   13...0-0 14.c4 dxc4 15.Txc4 Sdb8 16.Sbd2 Sb4 17.Se4 S8a6 18.Sfd2 Sc7 19.Dg4 Aha, der Schwarze König ist das Ziel! Über die Züge 20. Ta3, 21. Lg5 und anschließend 23. Th3 war Schröder sehr zufrieden ... 19...Kh8 20.Ta3 Sbd5 21.Lg5 f6 22.exf6 gxf6 23.Th3! De8 24.Dh4 Tf7 25.Lh6 b5 26.axb5 cxb5 27.Tc1 a4 28.Tg3 a3 29.bxa3 Txa3 30.Sf3? b4! Anti-GM Schach: van Wely spielt diese Partie wie ein Computer: Weiß hat eine Initiative am Königsflügel, Schwarz unterschätzt den Angriff und macht schwache Züge am Damenflügel. Nach 31. Dh5 hat vanWely wahrscheinlich die Drohung 32.Se5! unterschätzt. 31.Dh5 Txf3 Verzweiflung. Van Wely hatte hier nur noch etwa zwei Minuten auf der Uhr. 32.gxf3 Lf8 33.Kh1 Te7 34.Tcg1 1-0

 

   Schröder fand 30 Sf3!! den schönsten Zug der Partie: "Rebel hatte lange an das natürliche 30. Sb3 gedacht und entschied sich dann letztendlich doch für 30.Sf3." In der Analyse nach der Partie wurde auch van Wely klar wie stark 30. Sf3 war. Als Schröder dann noch fragte, warum van Wely nicht 31...Lf8 spielte, zeigte die niederländische Nummer 1 einige Varianten mit 32.Se5. Er wollte sich so etwas nicht antun. Somit war klar das Rebel das Match nicht mehr verlieren konnte, ein großer Erfolg für Ed Schröder. In der letzen Partie hatte van Wely Weiß, und in diesem Match war dies eine sehr erfolgreiche Farbe:

 










Van Wely(GM) - RebelCentury(C) [A36]
Maastricht, 22.02.2002

 

1.c4 c5 2.Sc3 Sc6 3.g3 g6 4.Lg2 Lg7 5.a3 Sf6 6.Tb1 a5 7.e3 d6 8.Sge2 Lf5 9.d3 Se5 10.e4 Lg4 11.h3 Lf3 12.0-0 Lxg2 13.Kxg2 0-0 14.g4 e6 15.Sg3 Se8 16.f4 Sc6 17.f5 Dh4 18.Le3 Le5 19.Sce2 exf5 20.exf5 Sg7 21.Se4 Dd8 22.f6 Der Computer wurde wieder auf bewährte Weise überspielt, aber es ist gar nicht so leicht weiter zu kommen. Van Wely brauchte viel Zeit um die richtige Manöver zu finden. 22...Se6 23.S2c3 Te8 24.Dd2 Kh8 25.b3 Tb8 26.Lg1 Tg8 27.a4 g5 28.Le3 Sb4 29.Sd5 Sxd5 30.cxd5 Sf4+ 31.Lxf4 Lxf4 32.Txf4! gxf4 33.Dxf4 Das Endspiel ist für Weiß die beste Alternative 33...b6 34.Dxd6 Dxd6 35.Sxd6 Tgf8 36.Se4 Tbe8 37.Kf3 Te5 38.Sc3 Tfe8 39.Kf4 Te3 40.Td1 Txh3? Rebel schnappt sich einen unbedeutenden Bauern von h3. Van Wely zeigt wie gut seine Endspieltechnik ist. Sehr beeindruckend! 41.Se4 Th2 42.d4 cxd4 43.d6 Td8 44.Txd4 Tc2 45.Tc4! Die Entscheidung: Loek brauchte viel Zeit um alle Varianten genau zu berechnen. 45...Txc4 46.bxc4 Kg8 47.Ke5 Kf8 48.c5 bxc5 49.Sxc5 Ke8 50.Kd5 Tb8 51.d7+ Kd8 52.Kc6 Tb2 53.Sb7+ Txb7 54.Kxb7 Kxd7 55.Kb6 1-0 für van Wely, und 4-0 für Weiß!

 

   Das Match in Maastricht war ein voller Erfolg. Die Partien fanden in freundlicher Atmosphäre statt, und Schiedsrichter Geurt Gijssen hatte wenig zu tun. Übrigens war lange unklar ob das Match überhaupt stattfinden würde. Einer der Gründer der Stiftung, Maarten van Gils, starb unerwartet in Juli 2000. Jos Uiterwijk, ein bekannter Name in der Computerschachwelt, wurde der neue Vorsitzende der Stiftung und es wurde entschieden weitere Matches zu organisieren. Auch 2003 soll wieder ein Mensch - Maschine Match gespielt werden, dann aber nicht mehr mit Rebel Century. Die Organisation hat bereits große Pläne ... Lassen wir uns überraschen. Die guten Dinge des Lebens in Maastricht ... auch Computerschach gehört mittlerweile dazu!


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