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Max Euwe & Jan Timman: Fischer World Champion!

Buchrezension

von Eric van Reem, Juli 2002

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Max Euwe & Jan Timman: Fischer World Champion!
Finally available in English. The acclaimed classic about the 1972 Fischer-Spassky World Championship Match. Übersetzung: Piet Verhagen.
New in Chess, Alkmaar, NL 2002 (English)
159 Seiten, 22x14,5 cm kartoniert
ISBN 90-5691-095-7
Preis € 21
Bezugsquelle: www.newinchess.com

 

Max Euwe & Jan Timman: Fischer World Champion!

 

   Am 11. Juli ist es genau 30 Jahre her, dass im isländischen Reykjavik das größte Schachmatch aller Zeiten anfing. Das Match wurde nicht nur in der Schachwelt mit Spannung verfolgt: die politische Brisanz des Matches, der Kampf des Einzelgängers gegen das gesamte Russische Schachsystem erregte weltweit aufsehen. Dutzende Bücher wurden über das Match zwischen Boris Spassky und Bobby Fischer geschrieben, alleine in Holland erschienen bereits kurz nach dem Match drei Bücher. Das interessanteste Buch wurde damals von Jan Timman und Max Euwe geschrieben: "De tweekamp Spasski - Fischer 1972". Ko-Autor und Ex-Weltmeister Max Euwe war damals 71 Jahre alt und amtierender FIDE Präsident. Jan Timman, der bekannteste niederländische Großmeister nach Euwe, war erst 20 Jahre alt und zeigte damals schon seine besondere Qualitäten als Analytiker. Das Buch ist ein Klassiker in den Niederlanden und dank New In Chess darf jetzt, 30 Jahre nach dem Match des Jahrhunderts, die ganze Welt die englische Übersetzung "Fischer - World Champion!" lesen. 

   Auf dem Cover sieht man ein schönes Fischer-Bild: Der Amerikaner steigt aus dem Auto und, ohne die Fans einen Blick zu würdigen, sprintet er in die Laugarsdalshöll; eine alte Dame mit Hut hat ihre schönste Jacke angezogen und träumt von einem Schachweltmeister als Schwiegersohn; ein Vater zeigt seinem Nachwuchs das Phänomen, begeisterte Mädchen mit Kameras vergessen ein historisches Bild zu machen. Fischer hatte alle hypnotisiert. Das Match löste in Island einen Schachboom aus, und noch immer hat Island die meisten Großmeister pro Einwohner in der Welt. Viele Schachspieler (nicht nur in Island!) haben während oder kurz nach dem Match Schach spielen gelernt.

 

Die Halle "Laugarsdalshöllin"

Die Halle "Laugarsdalshöllin"

 

   Die Buchmitte präsentiert in einer "Photo Gallery" insgesamt 18 Bilder auf 9 Seiten. Max Euwe schreibt auf 19 Seiten über die Probleme, die die FIDE und er bewältigen mussten um dieses Match überhaupt stattfinden zu lassen. Die Verhandlungen mit beiden Partien waren schwierig und dauerten Monate lang. Dieses Buch konzentriert sich allerdings hauptsächlich auf die Partien, die in Island gespielt wurden. Jan Timman schreibt, in einem sehr kurzen Vorwort, dass er nur sehr wenig in den 1972er Analysen geändert hat. Nur wenn es wirklich notwendig war, hat er seine Analysen revidiert, z.B. in der zweiten Partie. Leider hat er keine Nachbetrachtung geschrieben. Timman wurde beim Analysieren unterstützt von Jan-Hein Donner und Ulf Andersson, häufig werden die Analysen von Efim Geller und Fridrik Olafsson erwähnt.

 

Einige Höhepunkte

 

Insbesondere die 10. und 13. Matchpartie hat Timman ausführlich analysiert:

10. Matchpartie nach 29. Tbd1: Nach 29...Tad8 30. Lxf7+ Txf7 31. Dxf7+ Dxf7 32. Pxf7 Txd1 33. Txd1 analysiert Timman insbesondere die Kommentare von Fridrik Olafsson und ergänzt diese mit eigenen Varianten. 13 Seiten lehrreiches Material!

 










Fischer,R (2785) - Spassky,B (2660) [C95]
World Championship 28th Reykjavik (10), 03.08.1972

 

29.Tbd1 Te7 [29...Tad8 30.Lxf7+ Txf7 31.Dxf7+ Dxf7 32.Sxf7 Txd1 33.Txd1 Kxf7 ] 30.Lxf7+ Txf7 31.Dxf7+ Dxf7 32.Sxf7 Lxe4 33.Txe4 Kxf7 34.Td7+ Kf6 35.Tb7 Ta1+ 36.Kh2 Ld6+ 37.g3 b4 38.Kg2 h5 39.Tb6 Td1 40.Kf3 Kf7 41.Ke2 Td5 42.f4 g6 43.g4 hxg4 44.hxg4 g5 45.f5 Le5 46.Tb5 Kf6 47.Texb4 Ld4 48.Tb6+ Ke5 49.Kf3 Td8 50.Tb8 Td7 51.T4b7 Td6 52.Tb6 Td7 53.Tg6 Kd5 54.Txg5 Le5 55.f6 Kd4 56.Tb1 1-0

 

Die 13. Partie wird auf 9 Seiten besprochen:

 










Spassky,B (2660) - Fischer,R (2785) [B04]
World Championship 28th Reykjavik (13), 10.08.1972

 

69.Td1+? "The fatal check" nannte die russische Presse dieses Schachgebot. Nach 69.Tc3+ Kd4 70.Tf3 hätte Schwarz nicht gewinnen können, auch nicht nach 70...c3+ 71.Ka1 (71.Txc3 a1D+ ) 71...c2 72.Txf4+ Kc3 (72...Kd3 73.Tf1 ) 73.Tf3+ Kd2 74.La3 Txg7 75.Txb3 Ta7 76.Lb2 ] 69...Ke2 70.Tc1 f3 71.Lc5 Txg7 72.Txc4 Td7 73.Te4+ Kf1 74.Ld4 f2 0-1

 

   Falls Sie noch kein Buch über das Match haben, sollten Sie dieses Buch einfach kaufen. Die Analysen sind sehr gut und verständlich. Vielleicht haben Sie Lust bekommen die Partien aus 1972 mal wieder nachzuspielen. Fangen Sie am 11.7. mit Partie 1 an und spielen Sie einfach das komplette Match nach, gönnen Sie sich eine Partie pro Tag. Am 13. Juli, als Fischer nicht am Brett auftauchte, dürfen Sie sich einen freien Tag gönnen. Am 31. August 1972 wurde die letzte, die 21. Partie gespielt.

   Ihr Autor war letztes Jahr mit einigen Schachfreunden in Reykjavik und besuchte die Spielstätte Laugarsdalshöllin. Es ist nicht einfach die Gedenktafel an der Außenwand zu entdecken. Das einzigartige isländische Wetter hat leider dafür gesorgt, dass die Tafel nur noch schlecht leserlich ist:

 

Gedenktafel

Die Gedenktafel an der Wand des Gebäudes


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