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Matthias Burkhalters Editorial

Buchrezensionen von Matthias Burkhalter


   Ich sitze am PC und schreibe die folgenden Zeilen, doch ich liebe das Gerät gar nicht. Ebenso ergeht es vielen lernbegierigen Juniorinnen, aktiven Vereinsspielern und interessierten Veteranen, wenn es ums Thema Schach geht. Viele wollen das Schach nicht ab dem Bildschirm konsumieren, sie wollen vielmehr etwas in der Hand haben, sei es eine Schachzeitung, ein Zeitungsausschnitt oder eben ein Schachbuch. Nach wie vor findet der Informator seine Käufer, obwohl fast jede Partie aus dem Netz abrufbar ist.

   Mein Weg zum Schach führte über die seinerzeitige Schweizerische Arbeiterschachzeitung. Die dünnen Hefte meines Vaters übten eine Faszination auf mich aus. Da bloss wenige Partien kommentiert waren, widmete ich mich dem Problemteil. Da ich dann mit etwa 17 Jahren als Kunstschachliebhaber ins Vereinsgeschehen des ASV Gurten eingriff, hatte ich einen eher taktisch geprägten Stil. Meine Eröffnungskenntnisse waren inexistent, denn im Elternhaus gab es bloss die ausklappbare Eröffnungsübersicht von Leo Landuijt. Dass es Schachbücher gibt, wusste ich damals schlicht noch nicht.

   Tief geprägt hat mich dann später das wunderbare Buch über das Bieler Interzonen-Turnier von 1976. Ich habe jede Partie unzählige Male durchgespielt. Das waren noch Zeiten, als im Anschluss an ein Turnier noch Bücher herausgegeben wurden. Die Faszination des Schachbuches hat mich dann immer mehr ergriffen, so dass ich heute einige Tausend Bücher besitze und eine sehr umfangreiche Sammlung über das Arbeiterschach habe. Ein Schachbuch übt einen fast sinnlichen Reiz aus: fester Einband, möglicherweise sogar Leinen mit Goldprägung, gute Schriften, klare Diagramme, festes Papier und präzise Fotos, wenn das alles zusammenspielt, dann hat wohl jeder Schachspieler Freude an so einem Werk. Es ist nur allzu schade, dass viele Verlage nicht allen Faktoren das gleiche Gewicht beimessen, richtig sorgfältig editierte Bücher sind heute eine Seltenheit. Dazu kommt, dass die meisten Schachverlage nicht zu überleben vermögen. Sportverlag, Cadogan, Batsford und andere renommierte Namen sind in der Versenkung verschwunden, gut dass es in der Schweiz noch einen Vorzeigeverlag gibt, doch dazu mehr auf den hinteren Seiten.

   Damit wir Schachbuchliebhaber unserem Hobby weiter frönen können, braucht es Käufer und Käuferinnen. Jeder Schachspieler sollte doch ein Dutzend Schachbücher besitzen, seien es Turnierbücher, Biographien, Eröffnungskompendien oder bloss Schachbelletristik. Das Schachbuch ist tot, es lebe das Schachbuch!

Matthias Burkhalter


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