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Matthias Burkhalters Buchrezensionen März 2002

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Eine neue Reihe: bei Olms tut sich was

 

Unter Schachfreunden ist unser einziger Schweizer Schachverlag ja gut bekannt. Lange Zeit war es vor allem die Tschaturanga-Reihe, die uns längst vergriffene schöne Turnierbücher in vorzüglichen Faksimile-Ausgaben näher brachte. Jetzt scheint der Verlag seine Bestände zu räumen, werden doch zahlreiche ältere Titel mit Sonderrabatten angeboten. Bislang sind 92 Bände erschienen. In der Pipeline sind nun aber auch weitere Perlen wie das Interzonen-Turnier 1958 in Portoroz sowie Sam Loyd and his Chess Problems. Dieses beste aller Problemschachbücher oder Buch des besten Problemschach-künstlers ist allerdings vorletztes Jahr bereits in italienischer Sprache im Verlag "Messaggerie Scacchistiche" in Brescia (Lit 68'000) neu aufgelegt und kann bei mir bezogen werden. Weitere geplante Titel sind: Paul Keres - Der Wettkampf um den Weltmeistertitel Den Haag-Moskau 1948 sowie weitere WM-Kämpfe und zwar mit echten Partien und nicht mit Rumgeblitze.

Die Reihe Praxis Schach ist ebenfalls unentbehrlich. Lehrbücher von Mednis, Dworetski, Pfleger und anderen Grossmeistern wechseln ab mit Partiensammlungen von Anand, Bronstein und nun auch Kortschnoi. Übrigens, der lang angekündigte dritte Kortschnoi-Band wird nun endlich für Juni 2002 angekündigt, so dass ich ihn wohl im Dezember besprechen kann. Gespannt bin ich auch auf den Band "David gegen Goliath" - Kampf dem Computer! des Computerschach-Spezialisten David Bronstein.

Noch wenig bekannt ist die Olms-Reihe Progress in Chess, die den englischen Markt erschliessen soll. Bisher sind sechs Bände erschienen, so auch die Kortschnoi-Serie.

Einer der Titel, der zur Verramschung freigegeben wurde, ist das ausgezeichnete Buch von Pfleger und Metz über die Schach-WM 1993 mit allen Partien der beiden Weltmeisterschaften Kasparow-Short und Karpow-Timman, das nun für 5 Euro bzw. 10 Franken angeboten wird. Für den 188 seitigen Band ist das wirklich kein Preis!

Mangels weiterer Bücherangebote auf meinem Schreibtisch folgt hier eine Kasparow-Schlappe aus den Schnellpartien mit zugelosten Eröffnungen:

 










Kasparow-Short
23. Partie PCA-WM 1993

 

1.Sf3 d5 2.c4 e6 3.d4 Sf6 4.Sc3 dxc4 5.Da4+ Sbd7 6.e4 a6 7.Lxc4 c6?! 8.Dd1 Le7 9.0-0 0-0 10.a4 b6 11.Ld3 Lb7 12.e5 Sd5 13.Sxd5 cxd5 14.Ld2 a5 15.Tc1 Sb8 16.Lb5 Sa6 17.Db3 Tc8 18.Tc3 Sc7 19.Ld3 Lb4? 20.Lxh7+! Kxh7 21.Sg5+ Kg8 22.Th3 Droht das altbekannte Räumungsopfer 23.Th8+ Kxh8 24.Dh3+ Kg8 25.Dh7 matt.  23...Te8 23.Df3 Dd7 24.Dh5 Kf8 25.Sh7+! Ke7 26.Lg5+ f6 27.Sxf6! Schwarz gibt auf. Das Ende kann auf vielerlei Art kommen: 27.Sxf6 Dxa4 (27...gxf6 28.Lxf6+ Kf8 29.Dh8+ Kf7 30.Dg7# ) 28.Sxd5+ Kd7 (28...Kf8 29.Tf3+ Kg8 30.Df7+ Kh8 31.Th3# ) 29.Sxb6+ mit Damengewinn 1-0

 

Wollen Sie wirklich nicht die 5 Euro oder die 10 Fränkli investieren? Ich habe das Buch noch vorrätig. Dort sind die Kommentare noch ein wenig ausgiebiger und süffiger.

 

Kaissiber. Ausgewählte Beiträge zum Schach, Heft 17, Fr. 12.-

 

Recht spät ist dieses Heft, auf das viele Abonnenten sehnlichst gewartet haben, erschienen. Ich erwähne und empfehle es hier, weil es einen interessanten Artikel von Adrian Harvey über Howard Staunton bringt. Der einst verhasste englische Schachvorkämpfer erlebt heute eine erstaunliche Renaissance. Da Staunton einem Match mit Amerikas Shootingstar Paul Morphy beharrlich auswich, wurde er von vielen Zeitgenossen der "Achse des Bösen" zugeordnet, was ja einerseits nicht nett und andererseits lächerlich ist. Dass Staunton ein höchst kultivierter Wissenschaftler war, zeigt seine illustrierte Shakespeare-Ausgabe, die ihm seinen Lebensunterhalt sicherte. Die authentische Biographie über den Sonderling Staunton muss noch geschrieben werden. Das 1975 bei BCM erschienene Buch von Keene und Coles vermag noch nicht alle Aspekte des grossen Engländers abzudecken. Keene schreibt ja vor allem viel und schnell ...


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