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In der Spielhölle „fast den Twingo eingestellt"

von Hartmut Metz, September 2000

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   „Kai, wir blitzen um dein Auto!", schlug Hartmut Metz am Spielabend vor. Kai Götzmann hatte kurz zuvor seinen neuen Wagen, ein Mercedes-Cabrio SLK im Wert von rund 80.000 Mark, erhalten. „Wer gewinnt, bekommt das Auto des anderen!", ergänzte Hartmut, stolzer Besitzer eines Renault Twingo. Wobei der Hinweis erlaubt sei, dass es sich hierbei um keinen gewöhnlichen Twingo handelt. Es ist der einzige Twingo auf der Welt, der gleichzeitig Viswanathan Anand und Wassili Iwantschuk beförderte! Kai ergänzte folglich gierig: „Und bei einem Remis tauschen wir!" Schweren Herzens willigte Hartmut ein. In der ersten Partie setzte Letzterer einen Läufer auf g5 und bemerkte im letzten Augenblick, dass er dort einfach von der Dame auf a5 geschlagen werden könnte. Deshalb stellte er ihn doch lieber nach e3 mit den Worten: „Fast hätte ich meinen Twingo eingestellt!" So kam es wie erwartet. Erst verspielte Kai seinen SLK. Anschließend verzockte er noch den Mercedes CLK seines Vaters, der noch teurer sein soll, und seinen Zweitwagen, einen kleinen Fiat. „Den kann ich für zwei Tankfüllungen in Zahlung geben", freute sich Hartmut, auch das horrende Sprit-Problem gelöst zu haben. Zuvor musste er allerdings manch bange Minute überstehen, denn der Wetteinsatz für den kleinen Fiat bestand in zwei Bier, weshalb Kai entsprechend motiviert und stark auftrumpfte! Weniger Widerstand bot er indes, als der Rabensohn auch noch den Corsa seiner Mutter verspielte. Eine Familien-Tragödie! Immerhin bejahte Hartmut, der schließlich kein Unmensch ist, unvorsichtig (siehe weitere Entwicklung in der Rochade-Spielhölle) die Frage Kais: „Könntest du mich nachher nach Hause fahren? Ich bezahle auch Spritgeld!"

   Ermutigt von den einträglichen Blitz-Duellen mit Kai, wollte Hartmut seinem inzwischen stattlichen Fuhrpark auch noch den BMW von Günther Tammert einverleiben. Inzwischen hatte er den Traum, beim Badischen Tagblatt gleich am nächsten Tag als Sportredakteur zu kündigen und künftig einen schwunghaften Handel mit Pkw zu betreiben. Doch Günther riss ihn zurück in die Realität. Dummerweise hatte ihm Hartmut nämlich den CLK als Wetteinsatz angeboten. Nachdem unser Spitzenspieler Günthers Frage bestätigte („Da passen mehr Sprudelkisten rein als beim SLK?" „Das auf jeden Fall."), gab es für den Getränkehändler kein Halten mehr. Während Reinald Kloska derweil an einem anderen Tisch sein Haus, das ihm nicht gehörte, an Kai verspielte, nahm Günther Hartmut aus. Letztlich büßte Hartmut neben den vier Götzmann-Kisten auch noch seine eigene ein, weil Günther den SLK für den Twingo inklusive der darin befindlichen Getränkelieferung (1 Kiste Coca-Cola, 1 Kiste Volvic und 1 Kiste Schwarzwald-Sprudel-Mineralwasser) offeriert hatte. Als Günther gleich die Autoschlüssel von Kai verlangte, zeigte der sich als echter Sportsmann und guter Verlierer: „Warte noch! Ich wasche sie erst!"

   Blieben am Abend nur noch zwei Fragen unbeantwortet: Wie kam Hartmut nach Hause? Und würde Reinald sein Haus, das ihm gar nicht gehört, vor der Übergabe an Kai auch noch waschen?


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