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Rochade trumpft im Pokal-Viertelfinale auf

3:1-Sieg gegen nominell überlegene Zähringer

von FM Hartmut Metz, August 2005

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   Die Rochade Kuppenheim hat zum zweiten Mal in ihrer Vereinsgeschichte das Halbfinale des Schach-Verbandspokals erreicht. Der badische Pokalsieger des Jahres 1992 bezwang in der Runde der letzten acht den SK Zähringen mit 3:1. Die Freiburger stiegen zwar erst wieder in die Verbandsliga auf, dennoch war der Oberligist aus Kuppenheim nomineller Außenseiter. Im Gegensatz zu den Meisterschaftskämpfen wird im Pokal nur mit halb so großer Mannschaft gespielt - und der ehemalige Bundesligist brachte im Gegensatz zu den Gästen seine stärkste Aufstellung an die Bretter. Mit IM Georg Siegel (2320 DWZ), dem ehemaligen Kuppenheimer Christof Herbrechtsmeier (2236), Christian Hauke (2228) und Claude Mathonia (2186) waren die Hausherren im Durchschnitt 32 DWZ stärker als der mittelbadische Pokalsieger um Hubert Schuh (2311), Hartmut Metz (2251), Velimir Kresovic (2142) und Joachim Kick (2138).

   Immerhin entschied die Rochade das erste Scharmützel vor dem ersten Zug für sich: War das Match Schuh - Siegel am Spitzenbrett unumgänglich, setzte Kapitän Metz Kick auf Position zwei. Herbrechtsmeier hatte natürlich den Kapitän dort erwartet und sich auf dessen Caro-Kann ausgiebig vorbereitet - und wollte ("Ach neee!!! Das ist ein Scherz!") den Wechsel gar nicht glauben. Die Rechnung ging dabei voll auf: "Christof kann auch gegen Jogi sein Remis machen", befand Metz und kam am dritten Brett ebenfalls mit Schwarz gegen Hauke zum Einsatz. Weiß hatte Kresovic gegen Mathonia.

   Unerwartet früh zeichnete sich ein klarer Erfolg der Rochade ab. Sogar ein 4:0 war bei der besten Saisonleistung der Knöpflestädter möglich! Doch der auf Brett zwei vorgerückte Joachim Kick beschied sich nach einem glasklar gewonnenen Eröffnungsduell mit der angestrebten Punkteteilung. Dabei stand er – ohne über Mehrmaterial zu verfügen - im höheren Sinne schon auf Gewinn. Mit zweieinhalb Bauerneinheiten Vorteil bewertet Shredder die Position gegen "Herbie" (seine Schachkolumne: Herbie). Zugegebenermaßen war der Vorteil nicht direkt zu sehen. Schwarzes Läuferpaar und offene weiße Königsstellung durften jedoch als eindeutige Indizien für die Oberhand von Kick gewertet wurden. Glücklicherweise brach Siegel gegen Schuh völlig ein. Der Internationale Meister stand optisch nach frühem Damentausch etwas besser, schien doch sein Kuppenheimer Widerpart den schlechten Läufer gegen einen guten Springer zu haben. Aktive Türme stürzten allerdings Siegel gegen den Ex-Zähringer in arge Verlegenheit. Nach mehreren ungenauen Verteidigungszügen strickten die zwei weißen Türme im Verbund mit dem aufblühenden Läufer und riesigen Doppelbauern auf d6 und d5 ein Mattnetz!

   Der mittelbadische Pokalsieger benötigte nun wegen der gewonnenen Brettwertung nur noch einen halben Punkt, um selbst bei einem 2:2 in die Vorschlussrunde einzuziehen. Das bot Hartmut Metz umgehend Christian Hauke an. Das hätte der Rückkehrer nach Bad Mergentheim – der Zweitligist rüstet auf und will ins deutsche Oberhaus - nur mit einer Harakiri-Aktion ablehnen können. Zu gut stand Metz bereits. Im höheren Sinne war es eigentlich aus für Hauke. Shredder sieht Schwarz in der Schlussstellung mit einer Bauerneinheit im Vorteil. Hauke überlegte aber noch ein Weilchen – und als ihm lediglich noch 20 Minuten für 24 Züge blieben, willigte er ins Unentschieden ein. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass Mathonia lediglich ein Wunder zum Sieg verhelfen konnte. Miserable Stellung und Bauer weniger lautete das Fazit nach dem Mittelspiel aus Zähringer Warte. Mit einem Springereinschlag auf f7 hatte Kresovic den Skandinavisch-Versuch des Richters widerlegt. Als der Kuppenheimer einen zweiten Bauern einsammelte, streckte Mathonia die Waffen. Statt des Bauerngewinns hätte Weiß ganz prosaisch mit einem merkwürdig erscheinenden Bauernzug nach g4 (siehe Partie) gewinnen können: Der Turm wäre so nach f7 getrieben worden, wo er anschließend nach einem Zwischen-Qualitätsopfer auf d7 in eine Springergabel geraten wäre. Danach hätte sich Kresovic mit dem Läufer auf b6 und a5 bedienen und seinen Vorteil auf drei Bauern ausbauen können.

   Im Halbfinale stehen neben Kuppenheim noch die unterklassigen Klubs Walldorf und Dreisamtal. Letztere schalteten glücklich Slavija Karlsruhe mit 2,5:1,5 aus. Walldorf schaffte gegen den Zweitligisten Karlsruher SF die Sensation. Großer Favorit auf den Titel ist der Sieger des Vergleichs zwischen dem Erstligisten Eppingen und dem Zweitligisten Heidelberg-Handschuhsheim. Das Ergebnis war jedoch bis dato nirgends im Internet verzeichnet (das Ergebnis lautet Eppingen - Heidelberg-Handschuhsheim 1:3). Die nächste Runde findet am 21. August statt.

SK Zähringen – Rochade Kuppenheim 1:3

1. Brett Georg Siegel - Hubert Schuh 0:1, 2. Christof Herbrechtsmeier - Joachim Kick remis, 3. Christian Hauke - Hartmut Metz remis, 4. Claude Mathonia - Velimir Kresovic 0:1.

 

 










Schuh,Hubert (2311) - Siegel,Georg (2320) [A44]
Bad. Pokal Zaehringen - Kuppenheim 1:3 (3.1), 31.07.2005

1.d4 c5 2.d5 e5 3.e4 d6 4.Sc3 Le7 5.Lb5+ Sd7 6.a4 Lg5 7.Sf3 Lxc1 8.Dxc1 Sh6 9.Dg5 Dxg5 10.Sxg5 Ke7 11.0-0 Sf8 12.Tfe1 Sg6 13.Lf1 Lg4 14.h3 Ld7 15.Lb5 Lc8 16.Kh2 f6 17.Sf3 f5 18.exf5 Sxf5 19.Se4 Sd4 20.Sxd4 cxd4 21.c3 dxc3 22.bxc3 Lf5 23.Lf1 Thc8 24.c4 Lxe4 25.Txe4 Tc5 26.a5 Tf8 27.Ta2 Tf4 28.Te3 Kd8 29.Tb3 Tf7 30.a6 Tcc7 31.c5 bxa6 32.cxd6 Tb7 33.Tc3 Tb6 34.Tc6 a5 35.Txa5 Txf2 36.Txa7 Tb1 37.Ta8+ Kd7 38.La6 1-0

 

 










Herbrechtsmeier,Christof (2236) - Kick,Joachim (2138) [B80]
Bad. Pokal Zaehringen - Kuppenheim 1:3 (3.2), 31.07.2005

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 d6 6.Le3 a6 7.f3 Sc6 8.g4 Le7 9.Dd2 Sxd4 10.Lxd4 0-0 11.0-0-0 b5 12.Ld3 Sd7 13.h4 Se5 14.Dg2 Da5 15.Kb1 b4 16.Se2 Sxd3 17.cxd3 e5 18.Le3 Le6 19.b3 Tfc8 20.Tc1 Db5-+ 1/2-1/2

 

 










Hauke,Christian (2228) - Metz,Hartmut (2251) [A40]
Bad. Pokal Zaehringen - Kuppenheim 1:3 (3.3), 31.07.2005

1.d4 c6 2.Lg5 d5 3.Sc3 Sf6 4.e3 Lf5 5.Ld3 Lg6 6.Sf3 Sbd7 7.Dd2 Db6 8.Sa4 Dc7 9.Lf4 Dd8 10.Sc3 e6 11.h3 Le7 12.0-0 0-0 13.Lxg6 hxg6 14.Tfe1 Lb4 15.Sg5 Sh5 16.e4 Sb6-/+ 1/2-1/2

 

 










Kresovic,Velimir (2142) - Mathonia,Claude (2186) [B01]
Bad. Pokal Zaehringen - Kuppenheim 1:3 (3.4), 31.07.2005

1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.Sc3 Da5 4.Lc4 c6 5.d4 Lf5 6.Sf3 Sf6 7.0-0 e6 8.Se5 Sbd7 9.f4 Le7 10.Lb3 h5 11.Sc4 Dc7 12.a4 0-0-0 13.De2 Sb6 14.Se5 Thf8 15.Sxf7 Txd4 16.Lxe6+ Lxe6 17.Dxe6+ Dd7 18.Sg5 Sg4 19.Dxd7+ Kxd7 20.h3 Lxg5 21.fxg5 Txf1+ 22.Kxf1 Se5 23.Le3 Tc4 24.Ld2 Ke6 25.b3 Td4 26.Le3 Tb4 27.Ke2 Sc8 28.Tf1 b6 29.Tf8 Se7 30.Ta8 a5 31.Tb8 Sd7 32.Te8 Kf7 33.Td8 Ke6 34.Sd1 Te4 35.Sf2 Te5 36.Sd3 Tf5 37.Sf4+ 1-0

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