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Caissa Rastatt schließt sich Rochade an

Diskussionen um neuen Namen Caissa-Rochade / Spielrechte übernommen

von FM Hartmut Metz, Juli 2006

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   Die Rochade Kuppenheim und die Caissa Rastatt bilden künftig einen Schachverein. Nachdem der Traditionsverein aus der Festungsstadt am Dienstag seine Auflösung beschlossen hatte, schloss sich das Gros der Spieler dem Oberligisten an. Die Kuppenheimer hatten am Donnerstagabend nach kontroversen Diskussionen in einer Mitglieder-Sondersitzung mit einer Änderung der Satzung und des Namens den Weg dafür geebnet. Dabei fiel das Scherflein des badischen Pokalsiegers relativ gering aus: Der Verein heißt künftig Schachgemeinschaft Caissa-Rochade Kuppenheim 1979 e. V. „Bis auf den Zusatz ,Caissa-’ bleibt alles gleich“, betonte der bisherige Rastatter Vorsitzende Markus Merklinger mit Blick auf die ergänzte Satzung. Rochade-Gründungsvater Reinhard Kühl besaß zwar wie viele Mitglieder gewisses Bauchgrimmen bei dem „sehr sensiblen Thema Namensänderung“. Doch der Ehrenvorsitzende plädierte nach „heftigsten Diskussionen“ im Führungszirkel dafür, den „klangvollen Namen der Schachgöttin Caissa aufzunehmen. Wir verstärken uns dadurch mit Spielern aus Rastatt“.

   Kuppenheims zweiter Ehrenvorsitzender, Jugendleiter Heribert Urban, nannte den Zusammenschluss einen „wegweisenden Schritt“. Die überwiegende Zahl der 30 Caissa-Mitglieder, die vergangene Saison drei Mannschaften bildeten, wechselt zum Oberligisten. „Wir sind ein intakter Verein, der auch alleine weiter bestehen könnte. Doch die Kräfte zu bündeln, macht mehr Sinn. Wir selbst sind zu stark für die Bereichsklasse und zu schwach für die Landesliga“, nannte Merklinger seine Beweggründe. Der SC Rastatt kam für ihn als Fusionspartner nicht in Betracht. „Dazu gab es zu viele Rivalitäten. Überdies sind meine und die Kontakte anderer Mitglieder weit enger mit Kuppenheim verknüpft“, erläuterte der Landesliga-Spitzenspieler. So hat etwa der vieljährige Caissa-Präsident und Ehrenvorsitzende Klaus Harsch die Rochade 1979 mit aus der Taufe gehoben. Als Justiziar unterstützte der Rechtsanwalt die Motoren Kühl und Urban, die in den 80ern das damals so genannte „Wunder an der Murg“ garantierten. Das Trio hatte in Sitzungen mit Rochade-Präsident Alexander Hatz und Merklinger den Namensvorschlag erarbeitet. In der Diskussion der drei Ehrenvorsitzenden Kühl, Urban und Harsch sowie der zwei aktuellen Präsidenten befand sich auch noch lange Zeit der Vorschlag, der Schachgemeinschaft ein „Mittelbadische“ vorzustellen. Doch angesichts des ohnehin schon ellenlangen Namens kamen die Führungskräfte wieder davon ab. Die von Reinald Kloska in der Sondersitzung vorgebrachte Idee, die Schachgemeinschaft Caissa-Rochade doch gleich in SCR abzukürzen, fand allerdings auch nur vier Anhänger.

   „Kuppenheim bleibt der Sitz des Vereins, Rastatt wird nicht erwähnt und selbst deren Gründungsjahr 1954 kommt nicht vor“, versuchte Hatz die Kritiker zu überzeugen. Die 100-minütige Diskussion entpuppte sich letztlich als Sturm im Wasserglas. Für die geheime schriftliche Abstimmung waren nur drei Anwesende. Schien die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit unter den 28 Sitzungsteilnehmern zunächst fraglich, waren letztlich doch 23 Kuppenheimer für den Antrag. Zwei Mitglieder enthielten sich, drei votierten gegen die Namensänderung. „Es freut mich, dass es so gekommen ist“, erklärte Hatz. Die erste gemeinsame Sitzung der Caissa-Rochade soll Ende Juli stattfinden. Dann müssen auch die Aufstellungen festgelegt werden. Aus den zuletzt sechs Teams sollten nach der Fusion zumindest fünf Mannschaften hervorgehen und in der Meisterschaft starten. Die Spielrechte bleiben Kuppenheim erhalten: Den Platz von Caissa I in der Bereichsklasse übernimmt Kuppenheim III. Außerdem startet die Schachgemeinschaft wie bisher in der Ober- und Landesliga. Ein Team geht in der Kreisklasse I auf Punktehatz, eines wohl in der Kreisklasse IV.

   An Vereinsvermögen geht von der Caissa Rastatt das Spielmaterial nach Kuppenheim über. Jürgen Biskup sah die kleine Morgengabe gelassen. „Bei der Kirche heißt es: Der Reichtum der Kirche sind die Menschen!“, sah der Pfarrer die Zugänge der Spieler als wesentlich an. Naturgemäß legte Schatzmeister Ralf Ehret den Fokus dennoch auf Monetäres. „Wie viel Beitrag zahlt ihr in Rastatt?“, erkundigte sich der Rochade-Kassierer bei Merklinger. „60 Euro“, berichtete der Rastatter, woraufhin Ehret wie aus der Pistole geschossen meinte: „Ich bin für den Zusammenschluss!“ Die Rochade verlangt bisher von Aktiven nur 40 Euro Jahresbeitrag …

   Mit der Aufgabe des Vereinsortes Rastatt verliert die Stadt einen weiteren Schachverein. Vor einem Vierteljahrhundert gab es noch vier in Rastatt mit dem Schachklub (SK), Domovina, der Caissa und der Rheinau. Letzterer Club ist als SC Rastatt einziger Überlebender. Die 25 Jahre vor Kuppenheim gegründete Caissa Rastatt zählte zu ihren Hochzeiten in den 60er und 70er Jahren zu den besten deutschen Schachvereinen. Unter anderem spielte dort Heinz Breitling, der in den Kuppenheimer Gründungsjahren trotz seines Alters von weit über 70 mit zum Rochade-Höhenflug beitrug. Zu den zahlreichen starken Spielern der Caissa gehörten Emil-Josef Diemer, der badische Meister Rudi Müller – er lebt in Kuppenheim, spielt jedoch wie sein Vereinskamerad Wolfgang Gerstner für die Karlsruher SF. Der zweifache badische Champion Gerstner begann 1980 bei der Caissa seine Karriere und ist auch seit rund zwei Jahrzehnten Mitglied bei der Rochade.


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