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Schach-Leitlinien

gesammelt von Bernd Genthner, August 2000

zu den Schachtexten


Allgemeines

Der König ist eine starke Figur.

Der vorletzte Fehler gewinnt.

Spiele keine Figur zweimal in der Eröffnung.

Der Gambit-Mehrbauer hängt an einem seidenen Faden.

Ist mal eine Stellung platt, sieht sich jeder daran satt!

Eine Parade-Truppe ist des einen Stolz, dem andern genügt Holz.

Mit einem Springer auf f8 kann man (mit Schwarz) nicht matt gesetzt werden (Larsen).

Ein Isolani verdüstert die Stimmung auf dem Schachbrett.

Ist die Optik enge, kommt man plötzlich ins Gedränge.

Ratschläge nach einer Niederlage sind auch Schläge.

Die Figurensockel sind rund und ein Spiel dauert manchmal keine 90 Minuten.

Springer sind ein Mordsgesindel, einzeln schon, erst recht im Bündel.

Was ist relativ? Einen Gambitbauern zu schlagen ist relativ leicht, ihn in einen gesunden Mehrbauern zu verwandeln, ist dagegen relativ schwer.

Mit einem Schachspieler ist es wie mit Lack, glänzt er nicht, ist er matt!

Man sagt, es gibt mehr schlechte als gute Schachspieler; das Gegenteil ist richtig: es gibt genauso viele Verlierer wie Gewinner!

Der Läufer darf so weit gehen, als er in seiner Passage nichts antrifft; was er aber antrifft, das nimmt er weg, wenn er seinen Vorteil dabey antrifft (Schachbuch von 1768).

Strategie und Taktik

Der Taktiker muss wissen, was zu tun ist, wenn es nichts zu tun gibt; der Stratege muss wissen, was zu tun ist, wenn es etwas zu tun gibt (Dr. Tartakower).

Suche nie einen starken Zug in hoher Zeitnot, du könntest nach der Zeitkontrolle einen noch stärkeren finden.

Lieber remis durch ewiges Schach, als ZÜ durch ewiges Nachdenken.

Man darf nicht zu oft mit dem gleichen Feind kämpfen, man bringt ihm alle eigenen Kriegskünste bei (Napoleon Bonaparte).

Theoretiker-Aberglauben - eine Zugumstellung kann ihnen die Besonnenheit rauben.

Nicht der bessere Spieler gewinnt, sondern der, der die bessere Variante spielt (Dr. Tarrasch).

„Ihnen fehlt die Solidität", sagte einmal Capablanca zu Tartakower, „das ist meine Rettung", war die Erwiderung.

Geh vor der Zeitnotphase noch auf die Toilette (andere behaupten, es gibt Schlimmeres).

In schwieriger Stellung: „Lächle und sei froh, es könnte schlimmer sein" (und es wird meistens schlimmer!)

Wer abtauscht, spart Phantasie.

Gambitspieler sind dumm und frech; dumm, weil sie glauben, den Bauern wieder zu bekommen, frech, weil sie mit dieser haarsträubenden Eröffnung auch noch gewinnen wollen.

„Im Schach gibt es nur einen Fehler: Überschätzung des Gegners" (Dr. Tartakower).

„Die Großmeister kochen auch nur mit Wasser, wenn auch mit heißerem als wir" ( IM A. Dückstein).

Mannschaftskämpfe

Es ist gefährlich einen Top-Spieler in der Mannschaft zu haben, die meisten eigenen Mannschaftskollegen interessieren sich nur noch für seine Partie.

Verlasse dich bei Auswärtsspielen nicht auf das Bewirtungsangebot des Gastgebers.

Verlasse dich bei Auswärtsspielen (im Winter) nicht auf die funktionierende Heizung im Spiellokal.

Übernehme keine ungeprüften Zugvorschläge aus der Toilette!

Durch Freilassen der ersten drei Bretter wurde selten ein Mannschaftskampf gewonnen.

„The show must go on!" Durchhalteappell des Mannschaftsführers (in emotionaler Anlehnung an den Song-Titel der britischen Rock-Gruppe „Queen") nach einer 0:8-Niederlage gegen einen nicht unbedingt favorisierten Gegner.

Unsere Theoriekenntnisse werden oft für weniger wichtig gehalten wie unsere Partieergebnisse („Es gibt Bücher, durch die man alles erfährt und letztlich von der Sache doch nichts begreift." Goethe, Maximen und Reflexionen).

Raucher haben die besseren Souffleure (über Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Mannschaftsführer oder Turnierleiter).

„Tel brille au second rang, qui s`eclipse au premier." (Oft glänzt im zweiten Rang, wer ganz erlischt im ersten / Voltaire, Henriade I, 31).

Turniere

Zum Turnierfavorit kann man sich aufringen, aufschwingen, aufbauen, aber nicht aufblasen.

Nach einer verlorenen Gewinnpartie kann man gar nicht so viel essen, wie man kotzen möchte.

Hartgesottene Turnierspieler sind meistens ungenießbar.

Es ist schwer, einen Turnierspieler so hoch einzuschätzen, wie er es wünscht.

Ohne Damenopfer kein Schönheitspreis!

Bei Protestfällen ist die Schachuhr oft das Einzige, was noch richtig tickt.

Je älter wir werden, desto jünger werden die U20-Spieler (-innen).

Wer Schach spielt, muss Matt erwarten (Jan Hein Donner).

„Der Schachspieler soll einige Tage vor dem Kampf sich des Fleischgenusses enthalten und Abführ- und Brechmittel einnehmen, um seinen Körper zu reinigen" (Pietro da Carrera, sizilianischer Priester im 17. Jahrhundert und Erfinder der Sizilianischen Verteidigung).

„Man sollte Schach spielen, weil man Freude am Schach hat, und nicht, um Preise zu gewin-nen . Und was noch wichtig ist: keine Angst davor zu haben, eine Partie zu verlieren" (Michail Tal, 1987).

„Ohne Selbstvertrauen sind wirkliche Erfolge nicht denkbar" (E. Snosko-Borowsky).

Fernschach

Jeder Fernschachspieler ist so stark wie seine schwächste Computer-Analyse.

Durch eine lange Postlaufzeit wurde schon manche Zeitüberschreitung vermieden.

Ein Brief errötet nicht (epistola non erubescit / Cicero).


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