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Rochade dominierte Blitz

Jubiläum


Rochade Express, Nr. 63, Seite 24ff, "Rochade dominierte Blitz"
von Hartmut Metz

   In der Nr. 62 haben wir einen Kuppenheimer Doppelerfolg völlig verpennt, obwohl der Text schon längst vorlag. Weil wir in dieser Saison erfolgsmäßig so wenig zu lachen hatten, nun die Nachlese.

   Die Rochade beherrschte die mittelbadischen Blitzmeisterschaften in Bühlertal: Sowohl mit der Mannschaft als auch im Einzel gingen die Titel nach Kuppenheim. Die Konkurrenz hatte wenig zu bestellen, so dass die Mannschaft als auch ich die Meisterschaft verteidigen konnten. Erstmals fanden dabei beide Wettkämpfe an einem Tag statt. Eine gelungene Neuerung, wie ich meine, selbst wenn das große Engagement der Bühlertäler Schachspieler mit nur zwölf Mannschaften nur unzureichend belohnt wurde. So meldete zum Beispiel Durmersheim keine Mannschaft, dasselbe galt für die ansonsten sehr regen Vereine aus Iffezheim oder Rastatt. Dass von den drei Baden-Badener Vereinen keiner teilnimmt, gehört schon zur schlechten Tradition.

   Als sehr erfreulich empfand ich es, dass Ottenau gleich drei Teams ins Rennen schickte und Gaggenau zwei! Letzteres überraschte mich am meisten, wähnte ich doch die Murgtäler als heißesten Kandidaten für die Auflösung eines mittelbadischen Schachvereins. Doch mit einigen jungen, durchaus talentierten Spielern trotzt man nun anscheinend diesem Schicksal. Doch will ich nicht nur andere Klubs kritisieren: Wir sollten uns ebenso an die eigene Nase fassen. Nur ein Quartett aus Kuppenheim bei den Bezirks-Blitzmeisterschaften ist für den führenden mittelbadischen Verein ebenfalls sehr schwach! Einige Tage später fragte mich einer unserer Blitzspezialisten, warum wir keine zweite Mannschaft aufboten. Gute Frage. Mir scheint es derzeit so zu sein, dass es an Eigeninitiative fehlt. Versuchen nicht Reinald,-Alexander oder ich zweite oder dritte Mannschaften zu bilden, tut sich nichts. An fehlendem Interesse liegt das aber nicht, wie ich nun vor Umkirch zufrieden feststellen durfte. Dort liefen wir mit drei Viererteams auf.

   In Bühlertal hätte eine starke "Zweite" - zum Beispiel mit Jürgen Raub, Reinald Kloska, Uwe Gantner und Kai Götzmann - Chancen besessen, einen der drei Qualifikationsplätze für die badische Meisterschaft zu belegen. Im vorderen Feld wäre die Rochade II allemal gelandet. Im Endeffekt machte es nichts, weil in Abwesenheit von mir ohnehin keiner Lust auf die "Badische" im März hatte! In Bühlertal mussten wir in der Aufstellung Hartmut Metz, Jochen Klumpp, Matthias Menge und Alexander Hatz die Kohlen aus dem Feuer reißen. Das gelang uns zunächst nur mühsam. Die ersatzgeschwächten Vimbucher nahmen uns 1,5 Brettpunkte ab, gegen Hörden reichte es lediglich zu einem 2:2 - trotz der praktisch 99,9-prozentig sicheren 1:0-Führung zu unseren Gunsten, da der doch sehr spielstarke Velimir Kresovic einfach kein Bein gegen mich auf die Erde bringt. Wäre der sichere Sieg nicht so angenehm, würde mir der sympathische Hördener inzwischen ziemlich leid tun. Nach diesem ersten Punktverlust rechneten wir mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Hördenern. Deshalb war es wichtig, dass Jochen nach den zwei Auftaktniederlagen zu seiner Form fand und an Brett zwei zuverlässig punktete. Bis zur elften Runde hing es nun ausschließlich an Matthias, ob wir die 4:0 Höchststrafe verteilten oder nicht! Alex, Jochen und ich zogen es bis zur zehnten Runde makellos durch. Nur Matthias gab in dieser Phase drei weitere Brettpunkte ab. Trotz unserer souveränen Darbietung hing Sasbach wie eine Klette an uns dran, schlug sogar Hörden mit 3,5:0,5 und lag bei jeweils 19:1 Zählern nur brettpunktmäßig zurück.

   Der Rochade genügte somit ein 2:2, worauf wir es selbstverständlich aber nicht ankommen lassen wollten. Dennoch jagte mir Matthias einen bösen Schrecken ein. Ich hatte nach zehn Siegen auch den Sasbacher Martin Springmann auf der Pfanne. Plötzlich opferte er völlig willenlos zwei Bauern, die ich in Gewinnstellung arglos fraß. Was mein Kontrahent im Schilde führte, erkannte ich erst, als er meine ungedeckte Dame eliminierte! Nachdem ich den dritten Bauern schnappte, knallte Springmann den Läufer auf h7 mit Schach, was einige Verwunderung bei mir auslöste, da ich keinen starken Angriff für ihn entdecken kannte - allerdings steigerte sich die Verwunderung noch mehr, als er meiner Dame den Garaus bereitete. Diese Schachblindheit ist ein untrüglicher Beweis für meine momentane Formkrise, die sich in völlig ideenlosem und von Patzern geprägten Spiel ausdrückt. Für unsere Oberliga-Mannschaft hoffe ich, dass ich dieses Tief bald überwinde. Daran dachte ich jedoch während dieser Blitzpartie nicht. Auf Grund der schlechten Zeit meines Gegners kämpfte ich weiter. Leider vergebens, da Springmann stets die stärksten Angriffszüge fand. Während dessen sorgte Matthias in meinem Kopf für einen äußerst unangenehmen Gedanken: "So ein Mist, ausgerechnet im entscheidenden Match verliere ich Idiot:' Auslöser war Matthias' lautes Geächze, das mich während meiner hoffnungsloser, Partie zu der Annahme verleitete, Matthias würde ebenfalls verlieren. Alle Hoffnungen mussten daher Jochen und Alex tragen. Als ich endlich verloren hatte, vermochte ich mich endlich den anderen drei Brettern zu widmen. Zufrieden konstatierte ich bei Matthias, dass sein Stöhnen relativ unbegründet war und er mittlerweile ein gewonnenes Bauernendspiel auf dem Brett hatte. Alex und Jochen taten ein Übriges, um meine Nerven zu schonen. 3:1 und ein weiterer Titel für unsere umfangreiche Sammlung.

   Nach meinem Patzer zog in der internen Mannschaftswertung noch Alex an mir vorbei. 10,5:0,5 Punkte sind ein vorzügliches Resultat. Meine 10:1 Zähler hätten natürlich besser sein müssen ... Jochen steigerte sich nach 0:2 Punkten und brachte es auf gute 9:2. Lediglich Matthias spielte mit 7:4 Zählern etwas unter Niveau.

   Schlusstabelle:

1 Kuppenheim 36 21:1
2 Sasbach 33,5 19:3
3 Hörden 32 17:5
4 Ottenau 29 16:6
5 Bühlertal 32,5 15:7
6 Vimbuch 30 14:8
7 Ottenau II 20 10:12
8 Weitenung 21 8:14
9 Gaggenau 18 6:16
10 Ottenau III 4 2:20
11 Bühlertal II 4 2:20
12 Gaggenau II 4 2:20

   Im Einzelwettbewerb, der mit elf Runden Schweizer System ausgefochten wurde, sah es zunächst nicht danach aus, dass ich meiner Favoritenrolle gerecht würde. Schon in der zweiten Runde verpasste mir Bernd Sauer (Durmersheim) eine kalte Dusche. Doch bis zur fünften Runde egalisierte ich den Rückstand, da ich den bis dato Führenden Kai Mailitis (Ottenau) den Punkt abnahm. Da eine ganze Meute auf meiner Fährte hinterher hetzte, verzichtete ich auf das sonst gegen Alex übliche Remis und gewann. Nun war selbstverständlich klar, dass Remisgeschiebe gegen Jochen und Matthias Alex beleidigt hätte, weshalb ich gegen beide voll zur Sache ging. Am Schluss musste ich jedoch froh sein, gegen beide eine Punkteteilung zu ergattern. Das Resultat, das auch ansonsten zwischen allen Kuppenheimern zum Standard wurde. Da ich zwei Runden vor Schluss mit einem Zähler Vorsprung führte, akzeptierte ich eine Remisofferte Springmanns und einigte mich anschließend mit Alexander Krauth (Bühlertal) auf das gleiche Resultat.

   Ich war gespannt, ob der bis dahin sehr stark spielende Matthias durch einen Sieg zu mir aufschloss. Immerhin hätte ein Stichkampf zu weiterem Spaß geführt, weshalb ich auch gegen Krauth ein Kurzremis vereinbarte. Andererseits gefiel es mir ebenso, dass Matthias gegen Eckart Plaul (Sasbach) sein insgesamt siebtes Remis fabrizierte. Eine stattliche Zahl, die ihm mit vier Siegen 7,5 Zähler einbrachte. Die Vizemeisterschaft bescherte Matthias vor allem die Qualifikation für die badische Meisterschaft, die ihm besonders wichtig schien. Außerdem besitzt Matthias die Genugtuung, als einziger Spieler ungeschlagen geblieben zu sein. Ich erfreue mich derweil am etwa 15. mittelbadischen Titel, den ich seit 1984 allein oder mit der Mannschaft errang. Die genaue Zahl kenne ich nicht, ich weiß nicht einmal, ob mir ein Blitz-Hattrick gelang. Ich fehlte entweder vor zwei oder drei Jahren einmal wegen der badischen Titelkämpfe, ansonsten befand ich mich seit 1985 stets auf einem der beiden ersten Plätze.

   Jochen und Alex würde ich die auch einmal von Herzen gönnen, aber irgendwie schaffen sie es trotz ihrer Spielstärke, dieses Ziel zu verpassen. Jochen musste gegen Mailitis und Springmann in die Stichkämpfe, da das Trio jeweils 7:4 Punkte vorwies. Gegen beide stand unser Mann klar auf Gewinn und verdummbeutelte beide Stellungen noch - was ihn erst später im Auto ziemlich ärgerte. Alex verpasste die Stichkämpfe um einen halben Punkt und erhielt als Sechster als einziger von uns keinen Preis mehr. In der Tabelle konnte ich ersehen, dass er mit 72 beinahe die optimale Buchholz-Zahl erreichte. Kurzum: Er spielte gegen fast alle aus den Top zwölf. Letzteres gilt bei mir sogar ohne das "fast", wie ich er

   Endstand: 1. Metz, Kuppenheim (8 Punkte), 2. Menge, Kuppenheim (7,5), 3-5. Springmann, Sasbach - Mailitis, Ottenau - Klumpp, Kuppenheim (je 7), 6. Hatz, Kuppenheim (6,5), 7-9. Plaul, Sasbach - Scheuring, Bühlertal - Krauth, Bühlertal (je 6), 10-12. Sauer, Durmersheim - Bauer, Durmersheim - Wenzel, Iffezheim (je 6)


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