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Jubiläum


Rochade Express, Nr. 50, Seite 7f, "Der mit dem Wolf tanzt"
von Hartmut Metz

   In dieser Saison traf ich in der Verbandsliga bisher ausnahmslos auf "Lieblingsgegner" von mir. Diese sind zwar von der Ingo-Zahl her sehr stark, besitzen aber trotzdem wenig Sonne gegen mich. Zu meinen allerliebsten Konkurrenten zählt der Durmersheimer Helmut Wolf. Drei Spiele, drei schreckliche Demontagen, lautet die ernüchternde Bilanz für den Durmersheimer nach dem jüngsten Verbandsspiel. Amüsement am Rande: Nach dem Spiel erkundigten sich einige Durmersheimer Fans, wie ihr erstes Brett denn gegen mich gespielt hätte. Ich dachte "natürlich verloren wie immer" und sagte: "Verloren". Die enttäuschte Antwort eines Durmersheimers, die mir ein Kichern abrang: "Aber er hat sich doch vorbereitet ..." Nun folgt der dritte Teil aus der beliebten Rochade Express Serie "Der mit dem Wolf tanzt":











Wolf - Metz
Verbandsliga Südbaden 1991

1.e4 c6 2.d4 d5 3.exd5 cxd5 4.c3 Die Eröffnungswahl Wolfs stellte keine Überraschung für mich dar. Ich hatte diese Position schon einmal gegen seinen Vereinskameraden Ganz misshandelt - wenn auch letztlich gewonnen. 4...Lf5?! Da ist auch schon mein üblicher Fehler. Der Zug kommt verfrüht, Sc6 lautet die richtige Antwort. 5.Db3! Dd7 Nach reiflicher Überlegung gezogen. Dc7 missfiel mir wegen der eventuellen Drohung Lf4. 6.Sf3 Sc6 7.Lb5 e6! Der einzige Zug und stärker als Sf6. Warum, zeigt sich gleich. 8.Se5 Dc8 9.Lf4 Da4 bleibt nach Se7 nebst a6 und b5 der Erfolg versagt. 9...Sge7 10.Sd2 a6 11.Le2 [ 11.Sxc6 Sxc6 12.Lxc6+ Dxc6 Die Eröffnungsphase endet nach Le2 ausgeglichen.] 11...Sg6 12.Sxg6 Lxg6 13.0-0 Le7 14.Tae1? Nanu, was will der Turm denn da? Nach diesem seltsamen und unnützen Zug fühlte ich mich pudelwohl. 14...0-0 15.Lg3? Mit Remisangebot. Beinah hätte ich lachen müssen. Jedes Mal wenn Wolf ein Remis anbietet, muss ich an seine Partie gegen Alexander Hatz denken: Im Mannschaftspokal - wir befanden uns damals erst in der Bereichsklasse - stand es schlecht um uns. Die übermächtigen Durmersheimer führten klar, ein Remis von Alex hätte uns das Aus gebracht. Doch damit hatten wir uns bereits abgefunden. Wolf lehnte das Remis mit einem lauten Lacher ab, nur um später kleinlaut selbst eines anzubieten. Jetzt verweigerte aber Alex die Annahme, gewann und führte uns so zum 4:4. Das reichte uns zum Weiterkommen. Nachdem diese Episode an mir vorbei gezogen war, konzentrierte ich mich wieder auf das Geschehen am Brett. Der Zug Lg3 war ebenso ein Tempoverlust wie 14.Tael. Zufrieden konstatierte ich dies und schlug im sicheren Gefühl des künftigen Sieges die Remisofferte aus. 15...b5 Die schwarzen Figuren stehen besser, und vor allem kann ich bereits am Damenflügel einen Minoritätsangriff starten, während mein Gegner keinerlei Angriffsziele besitzt. 16.Dd1?! Wolf fürchtete wohl Sa5, erlaubt dadurch jedoch sofortiges 16...b4 17.Sb3 bxc3 18.bxc3 Sa7! Nimmt sogleich den rückständigen Bauern unter Beschuss. Zudem ist der Nachziehende bereit, die Daumenschrauben mittels Sb5 weiter anzuziehen. 19.c4!? Stiftet am ehesten Verwirrung. 19...dxc4 Der Qualitätsgewinn schien mir zu unsicher. [ 19...Lb4 20.cxd5!? ( Nicht 20.Sd2? dxc4 mit der Drohung c3, c2.) 20...Lxe1 21.Txe1 exd5 22.Sc5 und Weiß besitzt plötzlich Gegenspiel.] 20.Sc5 Td8 21.Sa4 Db7! [ 21...Lb4? 22.Lf3 Lxe1 23.Sb6 und die Dame geht verloren.] 22.Lxc4 Sc6 23.Le5? Wolf hätte besser den Bauern gleich aufgegeben. Bald beherrschen die schwarzen Figuren das gesamte Brett. 23...Sxe5 24.Txe5 Lf6 25.Te2 Txd4 26.Db3 Dc7 27.Tc1 Durch 27..Tb8 hätte ich gleich den Läufer gewinnen können. Da Wolf sich aber schon in hochgradiger Zeitnot befand und der Läufer ohnehin nicht mehr entschwinden konnte, packte ich noch die Psycho-Keule aus. So bekam Weiß seine Hilflosigkeit dokumentiert: 27...h6! 28.Tee1 Tb8
0-1



Rochade Express, Nr. 50, Seite 10f, "Erster Punktgewinn"
von Hartmut Metz

   Zu meinen liebsten Gegnern (lesen Sie dazu in diesem Heft den Text zur Partie Metz-Wolf) zählt auch der Offenburger Gotthard Wirth. Ingo 70 und liegt mir trotzdem, so muss es sein.











Metz - Wirth
Verbandsliga Südbaden 1991

1.e4 d5 2.exd5 Sf6 3.c4 c6 4.d4 cxd5 5.Sc3 Über den Umweg Skandinavisch gelangte die Partie in den Panow-Angriff, ein Abspiel aus der Caro-Kann-Verteidigung. 5...Sc6 6.Lg5 Le6 An dieser Stelle überlegte mein Kontrahent schon eine ganze Weile. Dem entnahm ich, dass er die Theorie bereits nicht mehr kannte - ein beruhigendes Gefühl. 7.a3 Guten Mutes folgte ich meiner Partie gegen den starken Osnabrücker Zweitligaspieler Bode (Rochade Express Nr. 45, Seite 20), die ich mit Glanz und Glorie gewann. 7...Dd7 Bode zog damals 7..g6. Dd7 sieht seltsam aus, verschafft aber dem Turm das Feld d8. [ Untauglich ist noch 7...dxc4?? 8.Lxf6 exf6 9.d5 mit Figurengewinn.] 8.b4 a6 9.Le2 Weiß muss sich sorgfältig entwickeln. So erlaubt 8.Sf3? die Entlastung Se4. 9...Td8 10.Lxf6! Ich bin zum Handeln gezwungen: Nach Td8 droht 10..dxc4 11.Lxf6 exf6 12.d5 Dc7 und die Bauerngabel lässt die erhoffte Wirkung vermissen. [ Nur zum Ausgleich führt 10.c5 Se4! 11.Lf4 g6 12.Sf3 Lg7 13.h3 Um Lg4 zu verhindern. 13...0-0 ] 10...gxf6?! exf6 wirkt logischer und belässt Ihrer Majestät eine sichere Burg nach der Rochade. 11.c5 Lf5 12.Lf3 De6+! Ein überraschender wie starker Zug. Ich hatte nur e6 erwartet. Jetzt tauscht Schwarz den weißfeldrigen Läufer. 13.Sge2 Lg4 14.Lxg4 Dxg4 Nach langem Überlegen kam ich zum Schluss, der schwarze Angriff sei trotz der offenen g-Linie nicht zu fürchten: 15.0-0 Tg8 16.g3 Lh6 17.Dd3 Tg6 18.Tab1 Diese langsame Vorgehensweise halte ich für stärker als das ungestüme [ 18.b5 axb5 19.Dxb5 Td7 ] und ich benötige viel Zeit, um den Hebel a4, a5, a6 anzusetzen. 18...f5 19.f4! Hemmt die schwarzen Aktionen und verhindert vor allem das drohende f4, f3. 19...Lg7 20.Sd1! Mit der schlichten Idee Se3 und Einschlag auf f5. 20...Te6! Te6 ist bedeutend stärker als e6, wonach Weiß einfach den Damenflügel aufrollt und Schwarz dem nichts entgegenzusetzen hat. [ Ulkigerweise kostet 20...h5 nach 21.Sf2 die Dame.] 21.Se3 Dg6! Hält den Bauern indirekt gedeckt. 22.a4 [ 22.Sxf5? Lh8! 23.Tbd1 Ansonsten kostet Tf6 den gefesselten Springer. 23...Txe2 24.Dxe2 Dxf5 ] 22...Te4 23.Sc2 Td7 24.b5 axb5 25.axb5 Sd8 Weiß engt seinen Gegenüber erfolgreich ein, ohne Konterchancen zu gestatten. 26.Sc3 Te6 [ Die beste Möglichkeit ist vielleicht 26...Se6!? Dies bringt allerdings nach 27.Sxe4 dxe4 28.Da3! Sxd4 29.Sxd4 Lxd4+ 30.Kh1 auch nicht viel ein.] 27.Ta1 h5 28.h4! Te4 29.Kh2 Deckt g3, so dass die Dame nicht an den Bauern gebunden bleibt. 29...Dg4 30.Ta8 Das ist mein Spiel: Den Gegner und sein Opfer unbeachtet lassen, statt dessen wird er zusehends eingeengt. 30...e5!? Ein Verzweiflungsopfer. 31.c6 bxc6 32.bxc6 Tc7 33.dxe5 Lf8 Traurige Notwendigkeit: [ Nach 33...Txc6 34.Dxd5! und gegen das Matt auf d8 ist wenig zu erfinden.] 34.Dxd5 Le7 35.Td1 Te2+ 36.Sxe2 Dxe2+ 37.Kh1 Kf8 38.Txd8+ Kg7 [ 38...Lxd8 39.Dxd8+ Kg7 40.Df6+ Kh7 ( 40...Kg8 41.Td8+ ) 41.Dxf5+ Kg7 42.Dd3 mit Gewinn.] 39.Dd3 Dg4 40.Td7 Dh3+ 41.Kg1 Lc5+ Ich erschrak, da ich die ganze Zeit nur irgendwelche dubiosen Läufereinschläge auf h4 beachtet hatte. Nur gut, dass genügend Material dazwischen ziehen kann. 42.Sd4 Txc6 43.Df3 Noch leichter siegt 43.Db3, da danach Te6 den Turm bindet. 43...Ta6 44.Dg2 Dg4 45.Kh2! Kg6 [ 45...Dxd1? 46.Sxf5+ mit Damengewinn.] 46.Sb3 Lb4 47.T1d6+! Wickelt in ein leicht gewonnenes Damenendspiel ab! 47...Lxd6 48.Txd6+ Txd6 49.exd6 Schwarz ließ nun sofort gierig 49...Dd1 folgen, um auf 50.Dd2 aufzugeben.
1-0




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