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Open St. Ingbert

REO - Das neue Format


Rochade Express, Nr. 32, Seite 23ff, "Open St. Ingbert"

   Beim Open in St. Ingbert wollte ich endgültig den Sprung in die Weitrangliste schaffen. Also bat ich die Turnierleitung, mich möglichst gegen ELO-Träger zu losen. Doch schon frühzeitig ging der Ärger mit dem Oberschiedsrichter los. Die ersten beiden Runden bekam ich "No-Name-Spieler" vorgesetzt. Zwei Siege waren die Folge. Nachdem ich vor der 3. Runde reklamiert hatte, gab es endlich den erhofften ELO-Gegner. Der Ungar Kiss (2220) war extrem schwach, so dass mein Sieg in Ordnung ging. Ein ganz anderer Brocken war da schon IM Bukal (YU). Kurz zuvor gewann er das Turnier in St. Martigny und am Ende sollte er auch hier erfolgreich bleiben. Zusammen mit GM Gutman (Israel), beide 7,5/9, belegte der Jugoslawe Rang 1! Das Ganze hielt mich jedoch in der 4. Runde nicht davon ab, den IM niederzumachen. Auf dem Balkan hatte sich wohl noch nicht herumgesprochen, dass man gegen mich besser kein Französisch spielt (siehe Partie).

   Nach 4 Runden lag ich also an erster Stelle. Nur der ungarische IM Portisch, kleiner Bruder des Super-Großmeisters Lajos, hatte bis dato auch alle Spiele gewonnen. Mein Selbstvertrauen war ungebrochen. Schließlich hatte ich aus den letzten 11 Partien (einschließlich die 7 letzten Runden in Baden-Baden) 10,5 Punkte errungen! So stand meine ELO nach 7 Partien bei 2530!! Sollte ich der höchste Weltranglisteneinsteiger aller Zeiten werden? Der Ungar beantwortete diese Frage: Er bezwang mich. Die Partie war sehr interessant und lehrreich. Mangels Theoriekenntnis in der Grünfeld-Indischen Verteidigung beschritt ich unbekannte Pfade, die mir leichten Vorteil sicherten! Das Remis mit den schwarzen Steinen war also greifbar nahe. Ich machte danach aber meinen alten Fehler. Ich bot ein Remis an. Portisch lehnte ab und ich begann anstatt auf Sieg nur noch auf Remis zu spielen. Einige Ungenauigkeiten brachten mich dann um die Früchte meiner Arbeit. Der Ärger begann nun aber erst richtig. Am nächsten Tag hatte ich schon wieder Schwarz. Nur schwer schluckte ich die Kröte. FM Siklosi (Ungarn) schraubte mich in 21 Zügen auseinander. Am nächsten Tag, ich hatte ja wieder weiß, sollte der nächste ELO-Träger alle mir widerfahrene Unbill büßen. Spaßigerweise bekam ich einen "INGO-Floh", der chancenlos war. So beschloss Ich zur Turnierleitung zu schlappen und denen zu erklären, dass ich keine ELO-Gegner mehr haben wollte. Der Schiedsrichter versprach dies, da ich bereits seine vier ELO-Gegner bekommen hatte und so bei 2405 ELO lag! Oh wundersames Schicksal! Am nächsten Tag durfte ich mit Schwarz gegen FM Mathe spielen. Meine Freude war groß. Schon wieder Schwarz! Zum dritten Mal in Folge gegen ELO-Cracks! Meine Proteste brachten nichts ein. Der Oberschiedsrichter erdreistete sich gar, mich weiter anzulügen. Sichtlich frustriert stellte ich eine gute Position einzügig ein. Mit 5/8 konnte ich mich aus den Preisrängen verabschieden. Aber am letzten Tag hatte ich ja Weiß! Da wollte ich noch einen ELO-Gegner (der Schiedsrichter versprach mir einen!!!) abkochen. Mein genialer Plan war folgender: Mit einem Sieg wäre ich bei ca. 2400 ELO, Remis wird auf keinen Fall gespielt und bei einer Niederlage wäre das Turnier für mich zu schlecht ausgefallen und käme nicht in meine ELO-Wertung! Wahrhaft teuflisch ausgearbeitet!

   Aber da war ja noch der Schiedsrichter! Muss ich noch zu erwähnen, dass … Mein Kontrahent hatte natürlich keine ELO-Zahl. Ich hatte endgültig genug. Aus Protest gab ich die letzte Partie kampflos preis. Den Schiedsrichter traf dies, wie von mir erhofft, hart. Beleidigt erklärte er mich zur unerwünschten Person bei zukünftigen Turnieren in St. Ingbert. Gelassen gab ich ihm zu Erkennen, dass Ich in Zukunft garantiert nie wieder dort mitspielen werde! Am Ende sollte ich vielleicht noch eines erwähnen: Dieser "nette" Schiedsrichter wird wohl Einzug ins "Guiness-Buch der Rekorde" halten. Insgesamt brachen ca. 20 Teilnehmer (ca. 5%) das Turnier vorzeitig ab! Woran das wohl lag?

   Trotz der Missklänge am Ende des Turniers noch einige positive Ergebnisse, die St. Ingbert brachte: Meine INGO verbesserte sich von 84 auf 80 und mit ELO 2350 bin ich endlich in der Weltrangliste notiert.











Metz - IM Bukal
Open St. Ingbert, 1988

1.e4 e6? Ein schwerer Fehler gegen mich. 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4 4.e5 c5 5.a3 Lxc3+ 6.bxc3 Se7 7.Dg4 Die Winawer-Variante spiele ich seit einigen Jahren mit einigem Erfolg, ich habe damit jede Partie gewonnen! Jahrelang fristete diese Variante ein Mauerblümchendasein . Dabei ist sie meines Erachtens die stärkste Variante im Kampf gegen Französisch. Seit Anatoli Karpov dieses System in sein Repertoire aufnahm, ist die Winawer-Variante en vogue geworden. Das macht mir natürlich in Zukunft das Leben schwerer, leider! 7...Sbc6 8.Dxg7 Tg8 9.Dxh7 cxd4 10.f4 Da5!? Üblicherweise wird die Dame schon im 7.Zug auf c7 gestellt. Das ist bei den jugoslawischen Spielern aber weit verbreitet. Zu Unrecht. 11.Se2 Ld7 12.Dd3 Sf5 13.Tb1 0-0-0 14.g3?! Noch besser gefällt mir Kf2! Das räumt Schwarz auch kein Gegenspiel durch f6 ein. 14...a6? 15.Kf2! Erzwingt das Nehmen auf c3. 15...dxc3 16.Dxc3 Jetzt zeigt sich, dass die schwarze Dame besser auf c7 stünde. Geht sie nun nach dort zurück, hat Weiß ein wichtiges Tempo in einer Theoriestellung gewonnen! Im Prinzip stehe ich schon auf Gewinn! 16...b5 17.Dxa5 Sxa5 18.h3 Lc6 19.Lg2 Td7 20.Td1 Tc7 21.g4 Ich habe das Läuferpaar und muss nur noch die Entwicklung meiner Figuren abschliessen, um so den Mehrbauern verwerten zu können. 21...Sh4 22.Lf1 Lb7 23.Sd4 Ein wunderbarer Springer auf seinem Idealfeld. 23...Sc4 24.Td3 Kd7 25.Kg3 Th8 26.Tdb3 Lc8 27.Tb4 Sb6 28.Ld3 Sa4!? Stellt eine raffinierte Falle. 29.Sxb5!? Ich glaubte, dass mein Kontrahent resigniert hatte und es so zu diesem Aussetzer kam. Tatsächlich hat Schwarz nun noch einige Schwindelchancen. Einfacher gewann wohl T1b3, da danach der König nicht nach e7 oder d8 ziehen darf. Es würde dann ganz einfach f5 mit der Drohung Lg5! folgen. 29...axb5 30.Lxb5+ Ke7 31.Lxa4 Tc3+ 32.Kf2 Txh3 33.T4b3 Th2+ 34.Ke3 Kf8 35.Tb8 Kg7 36.Kd4 Sf3+?! 37.Kc5 La6 38.Txh8 Txh8 39.Tb4! Ich musste mich in den letzten Zügen umsichtig verteidigen. Nun gibt es an meinem Sieg keine Zweifel mehr. 39...Th1 40.Lb2 Sd2 41.Lb5 Lxb5 42.Kxb5 Th8 43.Ld4! Plant ein Qualitätsopfer. 43...Sc4 44.Txc4! Nimmt dem IM die letzten Fuddelchancen. 44...dxc4 45.Kxc4?! Einfacher gewinnt Lc5! und der schwarze König bleibt ausgeschlossen. 45...Kf8 46.a4 Ke7 47.a5 Kd7 48.a6 Kc6 49.a7 Kb7 50.Le3 Th3 51.Kd3 Tg3 52.g5 Tg2 53.c3 Ka8 54.Ke4 Tg3 Und alle, einschließlich dem IM, glaubten an ein Remis. 55.c4! Kb7 56.Lb6! Ta3 57.c5 Kc6 58.f5!! Der entscheidende Durchbruch, der einen dritten Freibauer bildet. Zwei Freibauern mag Schwarz ja noch aufhalten können, drei aber nicht mehr. 58...Ta4+ 59.Kf3 Ta3+?! Etwas stärker ist exf5, was einen Übergang in ein Endspiel Turm und zwei Beuern gegen Dame erlaubt. Die Partie ist dennoch für mich gewonnen. 60.Kg4 Ta4+ 61.Kh5 exf5 62.e6 fxe6 63.g6 Kb7 64.g7 Tg4 65.Kh6! Verhindert das oben erwähnte Endspiel. Deshalb 1:0. Übrigens erschien die Partie auch in der deutschen Schachzeitung "Die Schachwoche".
1-0




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