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Vier Kuppenheimer steigen auf!

Badischer Schachkongress: Kick hält Meister-Klasse; Kaupp wundert sich über seinen Schönheitspreis

von FM Hartmut Metz, April 2003

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Joachim Kick  

   Henryk Dobosz vom Landesligisten SC Oberwinden 1957 hat in Karlsruhe die badische Meisterschaft gewonnen. Der 50-jährige Pole setzte sich beim 76. Badischen Schachkongress in der Meister-Gruppe mit 9/11 vor seinem einzigen Bezwinger, dem Ukrainer Oleg Bogulavskyy (8,5), durch. Der Zweitliga-Akteur des SK 1934 Viernheim führte bis zur zehnten Runde, ehe ihn Bernd Schneider (SK Eppingen) in einer dramatischen Partie stoppte. Dobosz wie Boguslavskyy spielten zum ersten Mal beim Badischen Schachkongress mit. Titelverteidiger Max Scherer (Sgem Dreisamtal) belegte mit ebenfalls 8,5 Zählern Rang drei. Weil Dobosz und Boguslavskyy keinen deutschen Pass haben, qualifizierte sich der Oberliga-Spieler erneut für die deutsche Meisterschaft. Um den zweiten Platz bei den nationalen Titelkämpfen tragen die dahinter folgenden Martin Preiß vom Gastgeber Karlsruher SF 1853 und Bernd Schneider (beide 7) einen Stichkampf aus. Rochade-Kolumnist Christof Herbrechtsmeier kam nach 3,5/5 nicht mehr auf die Beine. Nach zwei Niederlagen remisierte er den Rest. Ähnlich lief es bei Joachim Kick. Der Mannschaftsführer der Kuppenheimer Landesliga-Reserve erwischte einen tollen Start mit 2,5/4 gegen starke Gegner. Hernach gelang Kick nur noch ein Sieg über Nikolaus Sentef (SC Rastatt). Mit 5/11 schaffte er im 36 Teilnehmer zählenden Meisterfeld als 25. immerhin den Klassenerhalt.

 
Ralf Gantner  

   Sensationell spielte Ralf Gantner im Hauptturnier 1. Brachte sich der Rochade-Jugendtrainer in den Mannschaftskämpfen häufig durch seine extreme Zeitnot um die Früchte seiner Arbeit, fegte er in Karlsruhe die Kontrahenten reihenweise in kurzen Partien vom Brett. Dramatisch wurde es lediglich in der Schlussrunde gegen Pascal Alix. Trotz gewonnener Stellung mit Mehrqualität ließ Gantner seine Kameraden noch kräftig zittern - letztlich schaffte der Hauenebersteiner aber die Zeitkontrolle und sein Kontrahent streckte danach sofort die Waffen. Ebenso wie der Karlsruher Abdollah Shahisavandi und der Emmendinger Heiko Adler wies Gantner am Schluss 6,5/9 auf. Vierter im Bunde des ausgeglichenen Feldes war Michael Zunker. Der Kuppenheimer riskierte im letzten Duell gegen Adler nichts mehr und brachte mit einem Remis nach sechs Zügen den Aufstieg unter Dach und Fach. Dass er die etwas schlechtere Buchholz als die ersten Drei hatte, nahm der ungeschlagen gebliebene Zunker gelassen hin.

 

Michael Zunker

 
 

   Im Hauptturnier 2 dauerte der Wettbewerb für Michael Lorenz nicht lange genug. Noch ein, zwei Runden mehr - und auch er wäre wohl aufgestiegen. Nach schwachem Start mit 2/5 gewann der Kuppenheimer Turnierleiter die letzten vier Partien und kletterte so noch bis auf Rang sieben. Michael Stiefel musste im HT 1 mit 4/9 zufrieden sein. Genug für Platz 27 und den Klassenerhalt. Der badische U14-Vizemeister hätte bei besserer Chancenverwertung aber durchaus weiter vorne landen können.

 

 
 

   Sein Freund Eugen Mrinski zog im vereinsinternen Duell wieder gleich: Das Nachwuchstalent zeigte im Allgemeinen Turnier 3 eine Klasseleistung! Sie wurde mit 6,5/9 und Platz drei belohnt. Genial für einen solch jungen Burschen war sein Sieg in Runde 8 (Online-Partie am Schluss des Artikels): Mrinski nahm erst einen Bauern auf e3, der vergiftet schien. Doch anschließend rechtfertigte er mit Schwarz den Zug mit einem fantastischen Turmopfer-Manöver Txf2!!, Txg2+ und Txh2+!, was die Dame gewann oder zum Matt führte. Die Partie hätte - trotz der schlechten schwarzen Eröffnungsbehandlung - zweifelsohne den Schönheitspreis verdient! Stattdessen erhielt Wolfgang Kaupp den Preis. Und das zu seiner größten Verblüffung. "Ich wusste gar nicht, für welche Partie!", erzählte der Kuppenheimer und mutmaßte, "wenn die Juroren 540 Partien anschauen, haben sie wohl irgendwann einen Blackout." Kaupps Sieg über Heinrich Berg war durchaus überzeugend, hält jedoch keinen Vergleich mit Mrinskis Kombination aus. Ohne deren Kenntnis - zu dem Zeitpunkt spielte der Rochade-Akteur selbst am ersten Brett des AT 3 - fand er schon: "Eugen hat wirklich ein paar interessante Partien gespielt." Den Schönheitspreis, ein Pocket Fritz 2, nahm Kaupp natürlich trotzdem an. Zudem durfte er sich über den Aufstieg freuen. Dank gegnerischer Zeitüberschreitung in der letzten Partie kam der Rochade-Mann auf sechs Punkte, die dank der Buchholz von 46,5 noch den Aufstieg ins Hauptturnier bescherte. Wolfgang Kaupp hat seinen geradlinigen Sieg, der ihm den Schönheitspreis bescherte, für uns kommentiert.

 

 

   Phasenweise spielte auch Barbara Goergen gut. Die badische U14-Meisterin fiel allerdings durch die Niederlage in der letzten Partie im Allgemeinen Turnier 1 auf Platz 19 unter 42 Teilnehmern zurück. 4,5/9 sind aber für sie gegen die viel älteren Kontrahenten in Ordnung.

   Vier Aufsteiger, ein Schönheitspreis sowie Platz vier im Kongress-Blitzturnier durch Hubert Schuh sind für die Schachgemeinschaft ein toller Erfolg! 

 

   Die Karlsruher SF setzten mit der Ausrichtung des Schachkongresses anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens "neue Maßstäbe", befand Eberhard Beikert, Präsident des Badischen Schachverbandes (BSV), beim gelungenen Festakt zum Jubiläum. Der älteste badische und sechstälteste deutsche Schachverein begrüßte an den neun Spieltagen 470 Teilnehmer, die sich in zwölf Leistungs- und Altersgruppen auf den 64 Feldern messen konnten. Insbesondere die Internet-Präsentation mit fast 2.000 erfassten Partien stellte ein Novum dar. Die badische Senioren-Meisterschaft der über 60-Jährigen gewann Horst Hagen (SC Waldbronn) souverän mit 7,5:1,5 Punkten vor Waldemar Müller (SK 1947 Sandhausen) und Robert Sutterer (beide 6,5:2,5) von der SG Baden-Baden 1922. Der 82-jährige Sutterer hatte schon 1953 beim Schachkongress in Karlsruhe im Topturnier, der Badischen Meisterschaft, mitgespielt. Bei den Jungsenioren (ab 40) lag Hubert Weßbecher (SK Durmersheim) mit 7,5:1,5 Zählern vor Rudolf Müller (Karlsruher SF 1853/7:2) und Manfred Werk (SV Hockenheim/6,5:2,5). Den 77. Badischen Schachkongress richtet 2004 Zweitligist SC Eppingen aus.

 










Herma,G - Mrinski,E [D02]
Baden-ch AT3 Karlsruhe (8.21), 25.04.2003

 

1.d4 d5 2.Sf3 c5 3.e3 Sc6 4.Le2 e6 5.0-0 Sf6 6.Te1 Le7 7.c4 0-0 8.dxc5 Lxc5 9.a3 Te8 10.b4 Ld6 11.Lb2 Se4 12.Sbd2 f5 13.b5 Se7 14.Tc1 b6 15.Sxe4 fxe4 16.Se5 Ld7 17.Lh5 Tf8 18.Dd4 Sf5 19.Dd2 Lxe5 20.Lxe5 Dg5 21.Le2 Sxe3!! 22.Lg3 Txf2! 23.Tc3 Txg2+ 24.Kh1 Txh2+! 25.Kxh2 Sf1+ 26.Txf1 Dxd2 0-1

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