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Badischer Schachkongress 2002

von Michael Lorenz, April 2002

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   Am vergangenen Samstag endete der 75. Badische Schachkongreß in Waldshut. Wie erging es dabei eigentlich den Kuppenheimer Vertretern Wolfgang Kaupp und Michael Lorenz?

   Ab der Mitte des Turniers in trauter Wohngemeinschaft (Michael musste sein Quartier wegen "störender Geräusche" verlassen) und erhielt bei Wolfgang und dem "Postsportler" Stefan Sitte Asyl, lief es schachlich gesehen nicht mehr so rund.

   Wolfgang startete mit guten Aufstiegschancen ins Allgemeine Turnier, kassierte die erste Niederlage erst in Runde 6, worauf aber weitere in Runde 8 und 9 folgten, so dass am Ende nur 4,5 Punkte aus 9 Begegnungen und ein undankbarer 18. Platz bei 42 Teilnehmer blieb.

   Konstanter hielt Michael Lorenz im Hauptturnier "das Niveau flach". Nach 2 Remisen zu Beginn, konnte er die Rettung verheissende 50%-Linie der Punkte nie mehr erreichen. Mit 3,5 aus 8 in die Schlussrunde gestartet, parkte er nicht nur einzügig einen Turm ein, sondern mit der Partie auch den Abstieg, in diesem Jahr hätten nämlich 4 aus 9 zur Vermeidung desselben gereicht, die umliegenden Bretter freuten sich und machten Remis!

   Ansonsten waren aber Waldshut und Tiengen idyllische Städtchen, die Vermieter waren nett, wenn auch etwas redselig und der Turniersaal bot sogar Schwimmbad und Sauna im Haus!

   Nun ja, nächstes Jahr beim Kongreß in Karlsruhe (anläßlich des 150-jährigen Jubiläums der Karlsruher Schachfreunde), machen wir alles besser und der Rochade wieder viel Ehre!

   Von Wolfgang und Michael noch je eine der raren Gewinnpartien online zum Nachspielen (die Partie von Michael Lorenz aus der ersten Runde):

 










Kaupp,W (1600) - von Roth (1687) [A38]
BSK 2002, Waldshut G., 05.04.2002
[M. Lorenz, W. Kaupp]

 

Der Gewinner dieser Partie konnte sich auf einen Aufstiegsplatz im Allgemeinen Turnier vorarbeiten 1.Sf3 Sf6 2.g3 g6 3.Lg2 Lg7 4.c4 c5 5.Sc3 Sc6 6.0-0 0-0 7.Tb1 [Hauptfortsetzung ist 7.d4 ] 7...d6 8.a3 Lf5 9.d3 Tc8 Dieser Zug stand nicht mehr in unserem Powerbook, ueblich ist Dd7 oder Dc8. Ganz allgemein fanden wir heraus, dass die hier gespielte Symmetrievariante statistisch gesehen eine eher schlechte Ausbeute fuer Schwarz bietet. 10.h3 Te8 11.Ld2 Tb8 sieht planlos aus 12.b4 Dc8 13.Kh2 b6 14.Sa2 [oder sofort 14.b5 ] 14...Dc7 15.b5 Die Aufrollung der Bauernkette mittels a3-a4-a5 verspricht Weiss schon das bequemere Spiel 15...Sd8 16.a4 e5 17.e4 Ld7 18.Sc3 Se6 19.Ta1 Sd4 20.Sxd4 exd4 21.Se2 Sh5 Schwarz sucht in f7-f5 sein Gegenspiel 22.a5 f5 23.axb6 axb6 24.Sf4 [nach 24.exf5 Lxf5 ist die Gabel 25.g4? wegen 25...Lxd3 nicht moeglich] 24...Sf6 25.exf5 Lxf5 26.Sd5 Sxd5 27.Lxd5+ Kh8+/= 28.Lf4 Le5 29.Lh6 Dc8 30.h4 [Fritz6 fand heraus: es war auch sofort 30.Ta7! moeglich, da 30...Lxh3 wegen 31.Te1! mit der fuerchterlichen Drohung Te1xe5 verliert, z. B. 31...Ld7 (es droht Te5: nebst Lg7 matt, noetig ist deshalb bereits 31...Tg8 ) 32.Df3! mit entscheidendem Angriff] 30...Dc7 mit der in der Partie wenig nachhaltigen Idee Idee Lf5-c8 und Dc7-d7 31.Ta3 Lc8 32.Dd2 Dd7 33.Lg2 das Schach auf h3 ist eigentlich ungefaehrlich 33...Dg4 droht Dh4: 34.Dg5 De2 35.f4 erlaubt noch Gegenspiel 35...Lb7 36.Tg1 Lg7 37.Lxg7+ Kxg7 38.Ta7 h6?? verliert die Partie. [Noetig war 38...Kg8 ] 39.Dd5+- Te7 40.Dxd6 Te6?? Fehler in Zeitnot, aber [40...Tbe8 41.Dxb6 Lxg2 42.Txe7+ Txe7 43.Txg2 Dxd3 44.Dxc5 Te2 sollte ebenfalls zum Gewinn reichen] 41.Dxb8 1-0

 

 










Lorenz,M (1784) - Oser,T (1702) [A42]
BSK 2002, Waldshut, 05.04.2002
[Michael Lorenz]

 

Vorletzte Runde Hauptturnier, wer hier verliert, steigt ab. 1.c4 g6 2.Sc3 Lg7 3.d4 d6 [3...Sf6 4.e4 d6 mit klassischem Koenigsindischen Aufbau wollte mir mein Gegner nicht goennen, er setzt auf Marke Eigenbau] 4.e4 e5 5.dxe5 Lxe5 [hier ist 5...dxe5 ueblich, aber Schwarz wollte ja gewinnen] 6.Sf3 Lg4 [mein Powerbook sagt 6...Lg7 der weisse Entwicklungsvorsprung ist dann aber nicht zu uebersehen] 7.Le2 Lxf3 8.Lxf3 Sc6 9.Le3 Lg7 10.Dd2 h5 sehr optimistisch 11.h3 [11.0-0 Se5 12.Le2 Sg4 13.Lg5 (13.Lf4 Dd7 nebst 0-0-0) 13...f6 wollte ich mir nicht antun] 11...a6?! wartet auf die weisse Rochade 12.0-0 Lh6 13.g3! Diesen Plan fand ich gut. Dem schwarzen Bauervormarsch g5-g4 wollte ich nach Lf3-g2 mit der Verschliessung h3-h4 begegnen, um Zeit zu gewinnen 13...Dd7 [Bg2-g3 hat auch taktisch seine Berechtigung, da 13...Se5 14.Lg2 Sxc4 wegen 15.Dd4 Se5 16.f4 schlecht ist] 14.Lg2 0-0-0 15.a3 f5 16.b4 Se5 17.Dd4 Lxe3 18.Dxe3 Kb8 Weiss ist besser entwickelt und hat die Initiative, ich fuehlte mich ganz wohl 19.b5 a5 20.c5 Dc8 21.b6 cxb6 22.cxb6 [Der professionelle Angreifer Fritz6 empfiehlt hier 22.cxd6!? mit interessanten Verwicklungen] 22...Se7 23.Tfc1 Dc5 24.Dg5 Sd3! [In der Partie gelang es mir nicht, diesen Zug zu widerlegen, da ihn auch unser Analysefreund Fritzneben 24...S7c6 vorschlaegt, verdient er ein Ausrufezeichen] 25.Dxe7 Dxf2+ 26.Kh2? [Ein Fehler, der Bg3 ist sowieso nicht zu halten, besser daher gleich 26.Kh1 ] 26...f4 klar 27.Tf1 [erzwungen 27.Kh1 f3 ] 27...Dxg3+ 28.Kh1 Sf2+ 29.Txf2 Dxf2 30.Tf1?! [besser war wahrscheinlich mit 30.Dc7+ zunaechst den Bb6 zu decken] 30...Dxb6 31.Sd5 Dc6 32.Txf4 Die Rauchwolken ueber den Koenigsstellungen haben sich verzogen, Weiss steht vielleicht etwas besser, spielentscheidend war jedoch, dass ich 8 Minuten fuer die naechsten 8 Zuege zur Verfuegung hatte und mein Gegner dagegen nur vier. 32...Td7 33.Df6 Dc1+ 34.Tf1 Dh6 35.Sb6 Tc7? [in hochgradiger Zeitnot, die Lage ist allerdings schon schwierig fuer Schwarz, z. B. 35...Tdd8 36.Dc3 Dg5 deckt den Ba5 37.e5 Dxe5 38.Tf7!! und Weiss setzt matt] 36.Dxd6 g5 37.Tf6 [den Ausbeiner 37.Tf8+! Dxf8 38.Sd7+ hatte ich nicht gesehen] 37...Dg7 38.Sd5 Dd7 39.Dxc7+ Dxc7 40.Sxc7 Kxc7 wie so oft, die Zeitkontrolle war geschafft, aber die Partie bereits entschieden 41.Kg1 Th7 42.Tf5 1-0

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