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Wiechert überzeugt bei Debüt in badischer Auswahl

Baden gewinnt Duell gegen Niedersachsen mit 11:9

von Hartmut Metz, Juni 2002

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   Dem Ruf des Vorjahres-Überraschungssiegers nach Osnabrück folgte dabei lediglich der BSV. Hessen und Nordrhein-Westfalen verzichteten. Letztere mit der Begründung, man wolle nicht mehr die Besäufnisse der eigenen Spieler bezahlen. Der alljährliche nominelle Favorit hatte regelmäßig nur Platz zwei hinter Baden belegt und am stets "kritischen" Sonntag - die Nacht zuvor war bei den NRW-Akteuren einmal mehr lang und feucht - 2001 mit einer hohen Niederlage gegen Außenseiter Niedersachsen erneut den Turniersieg verpasst. Die beiden verbliebenen Verbände würden gerne die Tradition fortsetzen und suchen deshalb zwei andere Landes-Teams für 2003. Kuppenheims Hans Wiechert brachte Sachsen als seine zwischenzeitliche Wahlheimat ins Gespräch, Hartmut Metz forderte dann - passend zu diesen und dem Gastgeber - Sachsen-Anhalt als vierten Teilnehmer ... Vermutlich kommt aber eher Rheinland-Pfalz in Betracht.

 

Christof Herbrechtsmeier (rechts), Martin Willmann

Ließ sich "unter den Tisch saufen": Badens Mannschaftsführer Christof Herbrechtsmeier (rechts) prostet noch vergnügt Niedersachsens Martin Willmann zu

 

   In Osnabrück befand sich Niedersachsen zunächst in Not. Ein Spieler fehlte. Badens Mannschaftsführer Christof Herbrechtsmeier erlaubte den Hausherren jedoch, den inzwischen in NRW beim Bundesliga-Aufsteiger Turm Emsdetten spielenden "Jungstar" Martin Zumsande einzusetzen. Flugs war der Osnabrücker Lokalmatador angerufen und herbeigeeilt. Somit schien der Kampf etwas offener, zudem vermied man, dass ein Badener kampflos zwei Zähler einstrich und quasi umsonst die rund 500 km lange Anreise auf sich nahm. Weniger clever verhielt sich Herbrechtsmeier bei der Auslosung. Die Farbverteilung am ersten Tag wurde mit zwei Schnapsgläsern durchgeführt, unter denen die Farben geklebt waren. "Herbie" zog nicht nur Schwarz an allen ungeraden Brettern, sondern "becherte" auch den Inhalt des Glases weg. Das Resultat auf seinem Brett - im Gegensatz zu Niedersachsens Martin Willmann spielte er - war bald nicht zu übersehen. Nach der Eröffnung wirkten seine auf der Grundreihe versammelten Figuren so, als ob es sich um eine Stellung aus dem Fischer Random Chess handelte. "Ich war die erste halbe Stunde wie benebelt", gestand der künftige Eppinger Zweitligaspieler. Das Ende wartete folglich auch nicht mehr lange auf sich. Auch die meisten anderen Gäste erwischten einen schwarzen Tag. Am Spitzenbrett musste Günther Beikert froh sein, dass er Zumsande ins Remis entwischte. Nur der einzige Debütant in der badischen Auswahl, Hans Wiechert, gewann eine interessante Partie. Hartmut Metz verpasste die Gelegenheit, seinen Angriff gegen Bernd Laubsch konsequent abzuschließen und die Niederlage etwas knapper als 4:6 zu gestalten. Es war offensichtlich nicht sein Wochenende: Im WM-Spiel England - Dänemark hatte er Herbrechtsmeier für den Einsatz von einem Euro eine Sieg-Quote von 10.000:1 auf die Skandinavier abgeschwatzt (Oliver Günthner hatte lediglich 100:1 geboten und danach auf 200:1 erhöht), als es in der 87. Minute noch immer 3:0 für Beckham&Co. stand. Doch die Dänen konnten das Spiel nicht mehr drehen ...

 

Hans Wiechert

Hans Wiechert feierte mit einem Sieg ein erfolgreiches Debüt in der badischen Auswahl

 

   Den Euro holte sich der Sportredakteur tags darauf wieder zurück. Diesmal setzte er auf den Erfolg Senegals über Schweden. Ansonsten misslang ihm aber auch dieser Tag. Am Schluss war er der einzige badische Verlierer. Mit Siegen von Jochen Kountz, dem nach einer schwachen Auftaktleistung überzeugenden Max Scherer, Oliver Günther, Johannes Rudolf und Torsten Gamer gelang seinem Team mit dem 7:3 immerhin die Wende zum Gesamtsieg. "Das schaffen wir noch", hatte Herbrechtsmeier am Abend vollmundig angekündigt - und auf der Heimfahrt im Zug gestanden, dass er selbst eigentlich nicht an seine Durchhalteparole geglaubt hatte … Zusammen mit Günthner, Rudolph und Gamer legte Wiechert mit jeweils 1,5:0,5 Zählern an den Brettern 6, 8, 9 und 10 den Grundstein zum BSV-Erfolg. Der Rochade-Crack kämpfte erneut einfallsreich gegen Kontrahent Berthold Wittje, musste sich jedoch im zweiten Duell als Schwarzer mit einem Remis bescheiden. Das wollte Rochade-Mannschaftskamerad Hartmut Metz allerdings nicht und "peitschte" sein Damenendspiel mit drei gegen zwei Bauern auf Gewinn. Die ganze Partie über hatte der Kuppenheimer ein schönes Zeitpolster. Auch rund eine Viertelstunde, als es nach 40 Zügen in die abschließende letzte halbe Stunde für beide Akteure ging. Laubsch verteidigte sich nach einem verfehlten Bauernopfer zäh wie einfallsreich - und wurde nach "gefühlten" 140 Zügen (längst wurde nicht mehr mitgeschrieben, nach dem 101. Zug stellte auch Hartmut das Schreiben ein) belohnt: Just in dem Moment als Metz die Zeit überschritt, setzte Laubsch ihn auch matt! Anstatt des Selbstmatts (W: Kf1, Dg8, Bauer f2; S: Kg4, Df5, e4, f6, siehe Diagramm rechts) nach Kf4?? Dg3 hätte Schwarz durch Dg5! und Versuch eines Königsmarschs gen g1 reale Gewinnchancen in dem interessanten Damen-Endspiel besessen, ergab die Analyse auf der langen Zugfahrt. So aber gewann Laubsch die letzte Begegnung quasi mit 2:0. Zum Glück für Baden gab es jedoch trotz Matts gepaart mit Zeitüberschreitung nur einen Zähler für die unterlegenen Niedersachsen ...

 

Selbstmatt

Schwarz hat die Qual der Wahl zwischen drei Selbstmatts in diesem nebenlösigen Problem. Für welches wird sich wohl ein schwacher FIDE-Meister entscheiden?

 

Bernd Laubsch

Hatte allen Grund zum Grinsen: Bernd Laubsch schlug FM Hartmut Metz quasi mit "2:0"

 

 

Schach-Mannschaft Baden

Badens erfolgreiche Recken

Die teilweise kommentierten Partien zum online Nachspielen:

Tag 1   Tag 2


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