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Kuppenheimer Erfolge an der Oos

Kuppenheimer Turnierleiter spielte sehr erfolgreich

von Michael Lorenz, August 2002

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   Beim heute zu Ende gegangenen 5. InFoScore Cup in Baden-Baden räumten die Rochadniks kräftig ab. Die Schachgemeinschaft gewann die Mannschaftswertung und Michael Lorenz den Ratingpreis für DWZ unter 1800. Zudem sicherte sich Inga Kurtislava den 2. Preis der im Rahmen des Opens ausgeführten "Offenen Badischen Meisterschaft". Das Open gewann GM Karpatchev vor den Grossmeisterkollegen Ikonnikov und Sax (alle 6 aus 7). Nur einen halben Punkt dahinter, ungeschlagen, WIM Inga Kourtislava. Eine gute Leistung bot auch Hubert Schuh, der nur dem späteren Sieger Karpatchev unterlag, zwei weitere Remis trennten in aber am Schluss von den Geldpreisen.

 

Michael Lorenz

Michael Lorenz steigerte sich um über 70 DWZ

 

   Am weitesten über seinem "normalen Niveau" agierte sicher Michael Lorenz, der mit 4,5 aus 7 (ebenfalls ungeschlagen) den mit 100,- Euro dotierten Ratingpreis mitnehmen durfte. Da alle Gegner ELO-Träger waren, bedeutete dies für ihn auch die erste ELO-Halbnorm und einen ordentlichen DWZ-Sprung. Joachim Kick wurde durch achtbare Niederlagen gegen Andreas Schenk und GM Ivan Farago niedergehalten und erzielte trotzdem noch 4 aus 7. Das ergab in Summe 19 aus 28 für Kuppenheim und reichte zum deutlichen Mannschaftserfolg vor den Lokalmatadoren vom SC Baden-Oos. Darüber hinaus erreichte Lutz Schäfer im Hauptfeld 3,5 aus 7 und Florian von der Ahé im B-Turnier 4 aus 7, womit er in der U14-Wertung diesmal allerdings leer ausging.










M. Lorenz (1798) - D. Johannson (2092) [E91]
Baden-Baden 2002 (3), 28.07.2002

Diese Partie und mein gesamtes Baden-Baden Open widme ich allen Turnierschach-Dummies mit DWZ kleiner 1800, die gerne während der Partie alkoholhaltiges Bier zu sich nehmen, ab und zu einzügig etwas einstellen und dafür von Oberliga-Cracks und ELO-Trägern (im nachfolgenden "diese Burschen" genannt) mit Häme bedacht, belächelt, gehänselt und in ernsthaften Partien regelmässig abgezockt werden. Alle wollen meine Gewinnpartien gegen Bernhard Ast (2041) vom SC Baden-Oos und Vilmos Kubacsny (2188) aus Ungarn sehen, ich möchte hier aber zum besten geben, wie schwer man sich als Underdog gegen "diese Burschen" tut, auch nur fünf halbe Punkte einzuheimsen:

1.c4 Sf6 2.Sc3 g6 3.e4 d6 4.d4 Lg7 5.Sf3 0-0 6.Le2 c6 7.0-0 Dc7 8.h3 Sbd7 9.Le3 e5 10.Dc2 Se8
"Dieser Bursche" wird doch wohl nicht... mein Gegner aus der vierten Runde, Paul Carassco aus den USA würde sagen: "Don't even think of playing f7-f5 here" [Angebracht wäre z. B. 10...Te8 ] 11.Tad1 f5? "Was erlaube Strunz! Spiele wie Flasche leer!!!" Pure Überheblichkeit, in dieser Situation das Spiel zu öffnen, aber so sind sie nun einmal, "diese Burschen" 12.exf5 gxf5 13.dxe5 dxe5 14.Sg5 Schwarz kann bereits die Löcher in der Stellung flicken (hier e6) 14...Tf6 [14...Sdf6 15.Lc5 kostet bereits die Qualität] 15.f4 e4 Die Stellung ist reif für einen Einschlag 16.Scxe4! fxe4 17.Dxe4 Sf8 statt mit Anstand aufzugeben, findet "dieser Bursche" den einzigen Zug, dem auch Fritz6 noch etwas abgewinnen kann [17...Sd6 18.Dxh7+ Kf8 19.f5 mit dem drohenden Familienschach auf e6 ist jedenfalls hoffnungslos] 18.Dxe8 h6 Die Pointe von Sd7-f8, zieht jetzt der weisse Springer, folgt Tf6-e6, die sind zäh, "diese Burschen" 19.Ld4 Noch das Beste 19...hxg5 20.Lxf6 Lxf6 21.fxg5 De7 seit meinem Figurenopfer spielt mein Gegner wie Fritz6, ist wohl aufgewacht, "der Bursche" 22.Dxe7 Lxe7 23.h4 Sg6 mit flinken Fingern bringt Weiss jetzt seine Leichtfiguren ins Spiel 24.g3 Lh3 25.Tf3 Erzwungen [25.Tfe1 Lb4 ; 25.Tf2 Lc5 ] Die schwarzen Läufer sticheln unangenehm 25...Te8 [25...Lc5+ 26.Kh2 Lg4 27.Tf6 Lxe2 28.Txg6+ geht alles gerade noch für Weiss] 26.Tb3 Lc8 27.Lh5 Kg7 28.Kh2 Th8! 29.Le2 der Kampf mit dem ungleichen Material hatte uns viel Zeit gekostet und ich wollte mich in Zeitnot nicht auf [29.Lxg6 Kxg6 ] und das Läuferpaar gegen meinen Turm einlassen 29...Lxg5 30.Kg2 "Dieser Bursche" war zurück im Spiel und die Züge bis zur Zeitkontrolle waren beiderseits eher Nervensache 30...Le7 31.h5 Se5 32.Te3 Lf6 33.g4 Kh6 Es drohte g4-g5 34.Tf1 Kg5 35.Kg3 Td8 [35...Sxg4 36.Lxg4 Lxg4 37.Txf6 ] 36.Te4 Sf7 37.Td1 Th8 38.Tf1 Le5+ 39.Kg2 Lf6 40.Tef4 Geschafft! Hier fiel mein Blättchen 40...Th6 Wie setzt man hier matt? Nach einigem Nachdenken entschied ich mich für den Fritz6-Zug: 41.Tf5+! [schlecht ist 41.Kh3 Txh5+ 42.Kg3 Le5 ] 41...Lxf5 [41...Kh4 42.Th1# ] 42.Txf5+ Kh4 43.g5 Lxg5 [43...Sxg5 44.Tf4# ] 44.Txf7 Te6 45.Lf3 Te7 46.Txe7 Lxe7 47.Kf2 Kg5 48.Ke3 Lf6 49.b3 Kf5 50.Kd3 Lg7 51.b4 Ke5 52.b5 Kd6 53.a4 cxb5 54.cxb5 a6!= Jetzt ist die Stellung technisch remis [nach 54...b6? 55.Ke4 Ke6 56.Lg4+ Kf6 (oder 56...Kd6 57.Kf5 ) 57.Kd5 gewinne ich] Tja, im Schachwissen sind sie belesen, "diese Burschen" 55.Lxb7 axb5 56.axb5 Ke6 57.Kc4 Le5 58.h6 Kf7 59.h7 Kg7 60.Be4 Lh2 61.b6 Lb8 62.b7 Lh2 1/2-1/2

Nun, so kann's gehen. Mit dem falschen Läufer für den h-Bauern bin ich von "diesem Burschen" um den verdienten Lohn einer fünfstündigen Sitzung betrogen, wie einst Spassky gegen Fischer - oder war es Taimanov?

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