Das Zwölf-Stunden-Blitzturnier 2002Das beliebte Marathon-Blitzturnier |
Das 12-Stunden-Blitz auf den Hund gekommen: Die Zuschauer fanden es tierisch.
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von Hartmut Metz, 24.6.2002
Erstmals hat ein Schachspieler online an einem realen Wettbewerb teilgenommen - und prompt gewann Luke McShane bei der Weltpremiere auch das Zwölf-Stunden-Blitzturnier in der Kuppenheimer Wörtelhalle. Von London aus beherrschte McShane die Gegner und setzte sich mit phänomenalen 50,5:2,5 Punkten souverän vor Robert Rabiega (König Tegel/48,5) sowie den Großmeister-Kollegen Wladimir Epischin (Russland/47), Klaus Bischoff (König Plauen/46,5) und Andrej Schchekatschew (Russland/45,5) durch.
In den von Freitag auf Samstag von 20 bis 8 Uhr live im Internet übertragenen Partien musste der Engländer lediglich gegen die Berliner Rabiega und Alexander Naumann, der für den Bundesliga-Dritten SG Solingen ans Brett geht, die Segel streichen. Der im Murgtal lebende und für König Plauen in der Bundesliga spielende Michael Kuraszkiewicz ertrotzte in der Schlussrunde überdies ein Remis. Der zweitplatzierte Rabiega hatte in der 32. Runde den Siegeslauf des 18-Jährigen gestoppt. Nachdem auch sein Chauffeur von Berlin aus, der sechstplatzierte Naumann (44,5), Schützenhilfe geleistet hatte, lieferten sich McShane und Rabiega bis zum 44. Durchgang ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Letzterer büßte dann allerdings Boden ein, während der Brite unbeirrt seine Bahnen zog.
"Ich muss jetzt nur noch hoffen, dass es keine Dopingprobe auf Koffein gibt", scherzte das ehemalige englische Wunderkind angesichts seines enormen Kaffee-Konsums die Nacht hindurch im Online-Chat auf www.Schach.de. An dem nahm auch Internet-Weltmeister Roland Schmaltz rege teil. Der Stammgast beim Sparkassen-Cup weilte diesmal beim New York Open, ließ es sich aber nicht nehmen, die auf dem Server ausgefochtenen Duelle zu kommentieren. So wies der im Web unter dem Pseudonym gefürchtete "Hawkeye" (Habichtauge) blitzschnell auf eine verpasste Siegchance von Srdjan Panzalovic (Lampertheim) hin.
Diesmal nicht am realen Brett, sondern am PC: Luke McShane spielte auf dem Fritz-Server
Mancher Akteur beklagte den Vorteil, den der Großmeister durch das Spielen im Internet besaß. Nicht nur, dass die Temperaturen in seinem Zimmer zu Hause angenehmer waren als in der Wörtelhalle - auch mancher Teilnehmer hatte Probleme mit dem Umgang mit der Maus. Selbst in der Finalrunde strich McShane ein paar Zähler mehr oder minder kampflos ein. "Wenn er hier in Kuppenheim vor Ort gespielt hätte, wäre es für ihn weit schwer geworden", betonte der sechsfache Rekordsieger Bischoff. Der im Online-Spielen versierte Gewinner des Sparkassen-Cups räumte "Vorteile" für sich ein, "weil meine Gegner sich einmal umstellen mussten, während ich ständig am Computer spielte". McShane wies aber auch zu Recht darauf hin, dass er 2,5 Punkten Vorsprung aufwies. Somit wäre der angehende Oxford-Student selbst bei Niederlagen gegen Bischoff und Epischin, die er in Verluststellung durch deren Zeitüberschreitung bezwang, immer noch auf dem Platz an der Sonne gelegen.
Mit 136 Teilnehmern erfreute sich der Sparkassen-Cup bei der 14. Auflage der drittbesten Beteiligung. Den Mannschaftswettbewerb sicherte sich erneut das slowenische Quartett aus Maribor, das mit 143,5 Punkten vor BvK Frankfurt (136) und Epinal (Frankreich/131,5) lag. Als erster Frau in der Geschichte des Zwölf-Stunden-Blitzturniers gelang Anna Onischuk der Sprung in die Finalrunde. Mit 30,5:22,5 Punkten belegte die Ukrainerin Platz 20.
Der Preisfonds lag bei über 4.000 Euro. Dank der Unterstützung der Hauptsponsoren Sparkasse und ChessBase - der Hamburger Software-Riese steuerte neben dem ChessBase-Megapaket auch Fritz-7-CDs für die Sieger der Trostrunden B bis E sowie weitere Eröffnungs-CDs bei - konnte die Rochade Kuppenheim fast doppelt so viel ausschütten wie an Startgeldern eingenommen wurde! Den Preisfonds bereicherten überdies die Schachbuch-Verlage Edition Olms und Dreier.
Der Iffezheimer Landesligaspieler Ramadan Raka kam als einziger Mittelbadener in die Meistergruppe und wurde mit 28:25 Zählern 24. Das Gefühl von McShane wollte der nur auf dem enttäuschenden Platz elf gelandete Vorjahressieger Igor Solomunovic nach dem Turnier der Rochade Kuppenheim nicht teilen. "Ich habe noch genügend Energie und könnte weitere zwölf Stunden spielen", mailte der quicklebendige 18-Jährige in der Euphorie des Erfolgs.
Die Partien von Luke McShane auf dem Chessbase-Server:
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die Diagramme werden mit ChessBase erstellt