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Das Zwölf-Stunden-Blitzturnier 1990

Das beliebte Marathon-Blitzturnier

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Rekordpreisfond beim 12h-Blitz

von Hartmut Metz

   "Hofbrauhaus Hatz-Cup", das zweite Kuppenheimer Zwölf-Stunden-Blitzturnier, war mit vier Internationalen und einigen FIDE-Meistern stärker als im Vorjahr besetzt. Das verdankte die Rochade Kuppenheim gewiß dem hohen Preisfond von rund 3500 Mark. Doch auch die Amateure sollten nicht zu kurz kommen - in den Trostrunden warteten 30 Sachpreise auf die 115 Teilnehmer aus sieben Nationen. "Preishit" war dabei ein Schachcomputer "Simultano", der unter all jenen verlost wurde, die nicht in die Preisringe gelangten. Dies garantierte der "Rochade", daß alle Marathonspieler nach dem kostenlosen Frühstücksbüffet bei der Siegerehrung ausharrten.

   Im Mittelpunkt des Interesses stand der Schachcomputer "Renaissance mit Analyst D Modul" - also das Gerät, das zur Zeit auch beim Wettbewerb "Leser kontra Computer" in der Zeitschrift "Rochade Europa" gegen die Leser kämpft. Nach der Auftaktniederlage gegen IM Tamas Erdelyi (Ungarn) gab der Computer nur noch ein Remis in der Vorrunde ab: 21,5:1,5 lautete die stolze Bilanz nach 23 Runden. Nur einer war zu diesem Zeitpunkt besser. Der mehrfache badische Blitzmeister Georg Siegel (Zähringen) gönnte seinen Kontrahenten lediglich ein Remis. Patrick Burkart (Miesenbach) und DDR-Meister Thomas Pähtz hielten mit 21,5 Zählern halbwegs mit. Mit 16,5 Punkten gelang den ersten dreißig Spielern der Sprung in die Finalrunde. Je nach Punktestand mußten die Marathon-Kämpfer nach der Vorrunde in die Trostrunden A (11,5 bis 16 Punkte), B (7,5 bis 11 Zähler) und C. Die Punkte wurden in die Gruppen, in denen jeder gegen jeden spielte, mitgenommen.

   Siegel ließ sich nicht beirren. Unbeeindruckt vergrößerte er immer mehr seinen Vorsprung. Nur ein zweiter Teilnehmer schien noch seine Module nach dem "HBH Hatz-Cup" ausstrecken zu können: Der "Renaissance". Bis zu diesem Zeitpunkt düpierte er die Konkurrenz und war seit der ersten Runde ungeschlagen. Wahre Spielertrauben scharten sich um das Elektronenhirn, das mit einem Sieg über Siegel in der 32. Runde zu ihm hätte aufschließen können. Doch der "Renaissance" hatte keine Chance und wurde glatt überspielt. Die Niederlage schien den Computer zu deprimieren. Danach wirkte er wie ausgewechselt - oder bekam er gar Schwächen mit seiner Kondition? Jedenfalls ließ der "Renaissance" stark nach und erspielte 6,5:13,5 Punkte in den letzten 20 Partien. Dabei hatte er schon die "schwersten Brocken" aus dem Weg geräumt und traf auf vermeintlich Schwächere.

   Der "Schwächeanfall" des "Renaissance" ist vielleicht damit zu erklären, daß seine Gegner müde wurden und deshalb schneller als vorher zogen - einzelne Beobachter behaupteten jedenfalls, daß dann der Computer die gegnerische Bedenkzeit nicht mehr nutzen könne und deshab schlechter spiele. Das Gerät verlor dann auch tatsächlich einmal auf Zeit, als sein Kontrahent immer postwendend zog - man gab dem "Renaissance" sieben Minuten auf der Schachuhr, damit sein Bediener Ralf Gantner die Züge auf dem Sensorbrett ausführen konnte (Beim "Renaissance" war die Spielstufe auf Blitz angestellt, um ihm nicht mehr als fünf Minuten Bedenkzeit zu geben).

   Siegel geriet nicht mehr in Gefahr und stand nach 49 von 52 Runden als Sieger fest. Spannender war der Kampf um die Plätze. Im Finale hinterließ IM Hresc den besten Eindruck und verbesserte sich vom sechsten auf den zweiten Rang. Für ihn blieben immerhin noch 500 Mark Preisegeld, der Sieger erhielt 800 Mark. Dritter wurde Burkart vor dem in zahlreichen Marathonblitzturnieren gestählten Hajo Vatter (Zähringen). Mit Rang fünf war IM Pähtz nicht zufrieden. Der sympathische und bescheidene Spieler vom Kuppenheimer Partnerclub "Mikroelektronik" Erfurt war schon zu Turnierbeginn "sehr müde". Nur so sind seine Niederlagen gegen weiter hinten plazierte Spieler zu erklären. Die vor ihm liegenden schlug er alle. Eine Augenweide war es zum Beispiel, wie er ein Turmendspiel mit gleichem Material gegen IM Hresc gewann.

   Von den vier ungarischen Titelträgern plazierte sich Brandics als Sechster am besten. Siebter wurde Publikumsliebling Watu Kobese. Der 16jährige Südafrikaner, der von Großmeister Ludek Pachmann an das Altensteiger Schach-Gymnasium geholt wurde, begeisterte die Zuschauer mit seinem engagierten Spiel. Kobese gewann auch den Pokal als bester Jugendlicher. Beste Dame war Hannelore Kube (Erfurt). Die Schwester von Pähtz schlug sich in der Trostrunde B wacker und heimste dort noch als Zweite einen weiteren Preis ein. Den dritten Pokal gewann der bayerische Schachfreund Fink als bester Punktesammler in den End- bzw. Trostrunden. Nachdem er schlecht startete, erkämpfte er sich in der Trostrunde C 24,5:2,5 Punkte und siegte in dieser mit 31,5 Zählern.

   Am meisten dürfte sich der preislose Jürgen Ditter erfeut haben: Der Spieler aus dem badischen Zell am Harmersbach gewann bei der Verlosung den rund 600 Mark teuren "Simultano" der Firma Siso KG. Der "Renaissance" belegte trotz des Einbruchs einen kaum für möglich gehaltenen zehnten Rang. Gegen die Internationalen Meister zeigte sich das Elektronenhirn besonders einsatzfreudig und erspielte sich gegen jene 4:2 Punkte. Der Geldpreis, den der "Rennaisance" noch als Zehnter bekommen hätte, ging an den Nächstplazierten.

   Die Kuppenheimer Teilnehmer endeten einträchtig in der letzten Gruppe. Bester war noch Torsten Jörg als Fünfter. Frank Westermann und Ralf Schubert kamen ebenso in die Preisränge - ihnen wurden diese aber verwehrt, damit genügend Preisen für andere da waren.

   Der "Hofbrauhaus Hatz-Cup" war in der mittelbadischen Region eine gute Werbung für das Schachspiel. Beide Tageszeitungen sowie Werbeblätter berichteten ausfühlich über das Turnier. Auch der lokale Rundfunksender zeigte sich sehr kulant und ließ gleich drei Berichte über den Äther laufen.


Das Endklassement nach 52 Spielen:

Meistergruppe:

1.

Siegel

47,0

2.

IM Hresc

45,5

3.

Burkart

43,5

4.

Vatter

43,0

5.

IM Pähtz

42,5

6.

Brandics

40,5

7.

Kobese

38,0

8.

Günthner

36,5

9.

IM Horvath

36,0

10.

"Renaissance"

35,0

11.

Rothnacher

35,0

12.

IM Erdelyi

35,0
 

Trostrunde A:

1.

Gretzer

39,5

2.

Meszaros

39,0

3.

Hildenbrand

36,0

4.

Eiler

34,0

5.

Grun

33,5

6.

Pritz

32,0

7.

Herzog

31,0

8.

Cserba 31,0

9.

Blosze

30,5

10.

Habel 30,0

11.

Liebig 30,0

Trostrunde B:

1.

Vos

34,0

2.

Kube

32,5

3.

Bader

31,0

4.

Hamm

29,0

5.

Ruch 29,0

6.

Lange

28,5

7.

Thomas 28,0

8.

Birg

27,0

9.

Specht 27,0

10.

Meier

26,5

11.

Grund 26,0
 

Trostrunde C:

1.

Fink

31,5

2.

Miller

30,0

3.

Strobel

24,0

4.

Pozybill

23,5

5.

Jörg

23,0

6.

Kresztan

22,5

7.

Kube

22,0

8.

Wacher

21,0

9.

Schubert 21,0

10.

Westermann 21,0

...

14.

J.Metz

17,0

...

19.

Unterseher

15,0

...

22.

Wetzel

13,0

...

27.

Durban

9,0


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